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„Sonnenfinsternis auf Abruf“: Forscher testen unübliche Methode

Zwar werden die künstlichen Sonnenfinsternisse auf der Erde nicht erkennbar sein, beeindruckend sind sie trotzdem.

Die Sonne im Weltall.
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Woraus besteht die Sonne? Das wird dich überraschen

Der gigantische Feuerball am Himmel hält immer noch viele Rätsel für uns bereit.Doch eines wollen wir für dich klären: Woraus besteht die Sonne?

Ein neues Kapitel in der Solarforschung hat begonnen: Mit der Mission Proba-3 schickt die Europäische Weltraumorganisation ESA erstmals ein Satelliten-Duo ins All, das eine künstliche Sonnenfinsternis erzeugen kann. Die Technik soll Wissenschaftler*innen Einblicke ermöglichen, die mit herkömmlichen Methoden bisher unmöglich waren. Am 5. Dezember hob die Mission vom indischen Weltraumbahnhof Satish Dhawan ab – ein Meilenstein in der Erforschung der Korona.

Satelliten sollen künstliche Sonnenfinsternis erzeugen

Die Sonne ist in vielen Bereichen ein ewiges Rätsel für die Forschung. Besonders die äußere Atmosphäre fasziniert dabei die Wissenschaftler*innen. „Trotz ihrer geringen Leuchtkraft ist die Sonnenkorona ein wichtiges Element unseres Sonnensystems. Sie ist größer als die Sonne selbst und die Quelle des Weltraumwetters und des Sonnenwindes“, erklärt Andrei Zhukov vom Königlichen Observatorium in Belgien in einer Mitteilung der ESA. Doch ihre Beobachtung ist herausfordernd: Natürliche Sonnenfinsternisse, bei denen die Korona sichtbar wird, sind selten und dauern nur wenige Minuten.

Genau hier setzt die Proba-3-Mission an. Zwei Satelliten, die sich auf ihrer Umlaufbahn millimetergenau aufeinander abstimmen, erzeugen bis zu sechs Stunden lang eine künstliche Sonnenfinsternis. Der erste Satellit, der „Occulter“, wirft einen Schatten auf den zweiten, den „Coronagraph“. In diesem Schatten bleibt die Korona sichtbar, während das grelle Licht der Sonnenscheibe ausgeblendet wird. „Es gab einfach keine andere Möglichkeit, die optische Leistung zu erreichen, die Proba-3 erfordert“, so ESA-Missionswissenschaftler Joe Zender.

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Projekt eröffnet neue Möglichkeiten

Das Projekt ist nicht nur wissenschaftlich, sondern auch technisch revolutionär. Die beiden Satelliten fliegen in einem Abstand von exakt 150 Metern und müssen dabei ihre Positionen millimetergenau halten. „Jetzt beginnt die harte Arbeit erst richtig, denn um die Missionsziele von Proba-3 zu erreichen, müssen die beiden Satelliten eine Positionsgenauigkeit von der Dicke eines durchschnittlichen Fingernagels erreichen, während sie eineinhalb Fußballfelder voneinander entfernt sind“, erklärt Proba-3-Missionsmanager Damien Galano.

Die künstlichen Sonnenfinsternisse eröffnen neue Möglichkeiten für die Forschung. Statt nur wenige Minuten stehen den Wissenschaftler*innen nun regelmäßige sechs-Stunden-Intervalle zur Verfügung – bis zu 50 Mal im Jahr. Damit können unter anderem koronale Massenauswürfe genauer untersucht werden. Diese gewaltigen Eruptionen der Sonne schleudern geladene Teilchen ins All und beeinflussen das sogenannte Weltraumwetter, das auch Auswirkungen auf die Erde haben kann. Mit der Mission will die ESA auch Technologien testen, die für zukünftige Projekte wie die Suche nach Exoplaneten genutzt werden könnten.

Die Proba-3-Mission markiert den Beginn einer neuen Ära der Sonnenforschung. Mit ihrer Hilfe wollen Wissenschaftler*innen grundlegende Fragen klären, etwa wie die Korona ihre extremen Temperaturen erreicht und welche Prozesse hinter der Entstehung des Sonnenwindes stecken. Auch wenn die künstlichen Sonnenfinsternisse für uns auf der Erde unsichtbar bleiben, könnte ihre Bedeutung für die Wissenschaft gewaltig sein.

Quelle: ESA

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