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Ozeane: Forscher machen erschreckende Entdeckung – „könnte über das Überleben ganzer Ökosysteme entscheiden“

Der Klimawandel schreitet mit immer größer werdenden Schritten voran. Das haben Wissenschaftler nun mit einer neuen Studie erneut bewiesen.

Korallenriff im Ozean.
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Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Weltmeere nehmen dramatische Züge an. Denn Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass sich die Oberfläche der Ozeane heute mehr als viermal schneller erwärmt als noch in den 1980er Jahren. Diese Entwicklung könnte gravierende Folgen für marine Ökosysteme, Wetterphänomene und letztlich auch für die Menschheit haben.

Klimawandel: Wie heißes Wasser in der Badewanne

Eine neue Studie der University of Reading zeigt, dass die Meeresoberflächentemperatur in den letzten Jahrzehnten mit alarmierender Geschwindigkeit gestiegen ist, was den Klimawandel beeinflusst. Während die Erwärmung in den 1980er Jahren noch bei 0,06 °C pro Jahrzehnt lag, sind es mittlerweile 0,27 °C. „Wenn die Ozeane eine Badewanne voller Wasser wären, dann lief der heiße Hahn in den 1980er Jahren langsam und erwärmte das Wasser jedes Jahrzehnt nur um den Bruchteil eines Grades“, erklärt Studienautor Chris Merchant in einer Mitteilung. „Aber jetzt läuft der heiße Hahn viel schneller und die Erwärmung hat an Fahrt aufgenommen.“

Besonders alarmierend ist, dass die globale Meeresoberflächentemperatur in den letzten 450 Tagen kontinuierlich neue Rekorde gebrochen hat, berichtet Earth.com. Die Ozeane speichern mehr als 90 Prozent der überschüssigen Wärme, die durch das Energieungleichgewicht der Erde entsteht. Dieses Ungleichgewicht entsteht, wenn der Planet mehr Sonnenenergie aufnimmt, als er zurück ins All reflektieren kann. Seit 2010 hat sich dieses Phänomen dabei nahezu verdoppelt.

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Forschende betonen Dringlichkeit

Die Folgen dieser Entwicklung und des damit zusammenhängenden Klimawandels sind bereits jetzt spürbar: Hitzewellen im Ozean setzen Korallenriffe unter massiven Stress, marine Arten geraten aus dem Gleichgewicht, und das Schmelzen der Polkappen beschleunigt sich. Die Erwärmung der Meere führt zudem zu extremeren Wetterereignissen wie Hurrikans, Starkregen und Dürren.

„Politische Entscheidungsträger und die Gesellschaft insgesamt sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Geschwindigkeit der globalen Erwärmung in den letzten Jahrzehnten kein guter Indikator für den in den kommenden Jahrzehnten wahrscheinlich schnelleren Wandel ist, was die Dringlichkeit einer drastischen Reduzierung der Verbrennung fossiler Brennstoffe unterstreicht“, warnen Merchant und seine Kollegen in der Studie.

Ohne drastische Maßnahmen könnte die Erwärmung der Ozeane in den nächsten 20 Jahren das Niveau der vergangenen 40 Jahre übertreffen. Das würde Kipppunkte erreichen, die unumkehrbare Folgen für das Klima hätten. Forscher*innen betonen, dass die Reduktion von Treibhausgasemissionen die einzige wirksame Lösung ist. „Der Unterschied zwischen 1,5 °C und 2 °C Erwärmung könnte über das Überleben ganzer Ökosysteme entscheiden“, mahnt Rowan Sutton vom britischen Met Office gegenüber Earth.com.

Die Zeit für Gegenmaßnahmen gegen den Klimawandel wird immer knapper. Wissenschaftler*innen fordern einen raschen Ausbau erneuerbarer Energien, den Schutz von Kohlenstoffspeichern wie Regenwäldern und Ozeanen sowie strengere Klimapolitik. Nur wenn die globale Gemeinschaft entschlossen handelt, können noch dramatischer Folgen abgewendet werden, bevor es zu spät ist: „Der Weg, diese Erwärmung zu verlangsamen, besteht darin, den heißen Hahn zuzudrehen, indem wir die globalen Kohlenstoffemissionen reduzieren und uns in Richtung Netto-Null bewegen“, erklärt Merchant.

Quellen: „Quantifying the acceleration of multidecadal global sea surface warming driven by Earth’s energy imbalance“ (Environmental Research Letters, 2025); Earth.com, University of Reading

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