Unter den dampfenden Geysiren und brodelnden Schlammlöchern des Yellowstone-Nationalparks verbirgt sich eines der aktivsten Vulkansysteme der Welt. Seit Jahren beschäftigt die Frage, wann dieser Supervulkan wieder ausbrechen könnte, Wissenschaftler*innen aus der ganzen Welt. Nun sorgt eine neue Entdeckung tief unter der Erde für Aufsehen – und auch für eine gewisse Erleichterung.
Yellowstone: Forschende finden Deckel zum Supervulkan
Ein Forschungsteam der Rice University aus Texas hat in einer Tiefe von 3,8 Kilometern unter Yellowstone eine sogenannte Magmakappe entdeckt. Diese Struktur besteht aus geschmolzenem Silikatgestein, durchsetzt mit Gasblasen und Wasser in überkritischem Zustand. Sie wirkt im Prinzip wie ein natürlicher Deckel, der Druck und Hitze unter der Erdoberfläche zurückhält.
„Einen so starken Reflektor in dieser Tiefe zu sehen, war eine Überraschung“, sagte Brandon Schmandt, einer der Forschungsleiter, in einer Mitteilung seiner Universität. „Das zeigt uns, dass dort physikalisch etwas Besonderes passiert.“ Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die Forschenden im renommierten Fachjournal Nature.
Entstanden ist dieses „superklare Bild“, wie die Forschenden es nennen, mithilfe modernster seismischer Bildgebung. Dafür setzten sie unter anderem einen 24.000 Kilogramm schweren Vibroseis-LKW ein, der Schallwellen in die Tiefe schickte. Über 600 Seismometer sammelten sie dann die entsprechenden Daten. Die Herausforderung: Yellowstone ist geologisch extrem komplex, die Daten stark verrauscht.
Trotzdem gelang es dem Team, mit neuer Software und innovativer Auswertungstechniken die Kappe sichtbar zu machen. „Wenn Sie verrauschte, anspruchsvolle Daten sehen, geben Sie nicht auf“, sagte der zweite Forschungsleiter Chenglong Duan. „Als wir erkannten, dass die Standardverarbeitung nicht funktionieren würde, wurden wir kreativ und passten unseren Ansatz an.“
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Der Vulkan der atmet
Die Entdeckung dieser Magmakappe ist deshalb so bedeutend, weil sie offenbar eine Art Sicherheitsventil für den Supervulkan darstellt. Zwar sammeln sich in Yellowstone weiterhin Gase wie Wasserstoff und Kohlendioxid im Magmareservoir. Doch statt sich gefährlich aufzustauen, steigen die Blasen durch das poröse Gestein langsam nach oben. Schmandt beschrieb diesen Prozess als „gleichmäßiges Atmen“ – ein stabiler Zustand also, der die Gefahr eines plötzlichen Ausbruchs vorerst reduziert.
Zugleich liefert die Entdeckung neue Hinweise auf den inneren Aufbau von Yellowstone. Denn die genaue Struktur der Magmakammer war bislang ein Rätsel. Frühere Studien vermuteten deren oberste Grenze in bis zu acht Kilometern Tiefe. Doch jetzt wissen die Forschenden: Die poröse Deckschicht liegt deutlich flacher. Dieses Wissen könnte nun dabei helfen, potenzielle Veränderungen im Schmelzgehalt oder Gasdruck frühzeitig zu erkennen – und so Ausbrüche besser vorherzusagen.
Quellen: „A sharp volatile-rich cap to the Yellowstone magmatic system“ (Nature, 2025); Rice University
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