In Costa Rica haben Forscher*innen die Überreste zweier gesunkener Schiffe genau untersucht. Dabei mussten sie feststellen, dass die archäologischen Funde aus dem 18. Jahrhundert einem schrecklichen Zweck dienten.
Archäologischer Fund belegt historische Berichte
Denn das Dänische Nationalmuseum hat vor wenigen Tagen bekanntgegeben, dass es sich bei dem archäologischen Fund auf dem Meeresboden um dänische Sklavenschiffe handelt, wie die Nachrichtenagentur Via Ritzau berichtet. Schon 2023 wurden an der Fundstelle vor Costa Rica Unterwassergrabungen durchgeführt.
Meeresarchäolog*innen entnahmen dabei Proben aus Holz und Ladung von einem der Wracks. Diese wurden genau analysiert und die daraus gewonnen Erkenntnisse nun veröffentlicht. „Die Analysen sind sehr überzeugend, und wir haben keine Zweifel mehr daran, dass es sich um die Wracks der beiden dänischen Sklavenschiffe handelt“ teilt David Gregory, Meeresarchäologe und Forschungsprofessor am Dänischen Nationalmuseum, mit.
Ausschlaggebend für diese Ergebnisse waren vor allem die entnommenen Proben von Ziegelsteinen. Diese wurde von einem der Schiffe als Ladung befördert. „Die Ziegel sind dänisch, ebenso das Holz, das zudem durch ein Feuer verkohlt und verrußt ist. Das passt perfekt zu den historischen Berichten, die besagen, dass eines der Schiffe abgebrannt ist“, führt Gregory aus.
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Etwa 800 Personen waren betroffen
Analysen von Eichenholz aus einem der Wracks zeigen, dass dieses aus der westlichen Ostsee stammt, einem Gebiet, das Mecklenburg, Schleswig-Holstein und Dänemark und Schonen umfasst. Die Ziegel haben die gleichen Abmessungen wie die sogenannten Flensburger Ziegel, die in Dänemark und den dänischen Kolonien verwendet wurden.
Auch die Namen der Schiffe sind aus historischen Quellen bekannt. So erlitten laut alten Berichten die beiden dänischen Sklavenschiffe Fridericus Quartus und Christianus Quintus 1710 vor der Küste Mittelamerikas Schiffbruch. Eines davon wurde in Brand gesetzt, während dem anderen das Ankertau durchtrennt wurde, woraufhin das Schiff in der Brandung versank.
Bislang war jedoch unklar, wo genau die Schiffe verloren gingen. In Costa Rica war jedoch seit langem bekannt, dass sich zwei Wracks in flachen Gewässern vor dem Cahuita-Nationalpark befinden. Man nahm jedoch an, dass es sich um Piratenschiffe handelte. Historische Archive belegen, dass sich etwa 800 Personen an Bord der beiden Schiffe befanden
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Wichtige Erkenntnisse über Kolonialgeschichte
„Das Dramatischste daran ist, wie sich das Leben der Menschen durch dieses Ereignis veränderte. Mehr als 600 Afrikaner wurden am Strand zurückgelassen, im heutigen Cahuita-Nationalpark“, erklärte Andreas Kallmeyer Bloch, ein weiterer Meeresarchäologe, der die Ausgrabungen leitete, gegenüber Arkeonews. Er betonte den Einfluss dieser Entdeckung auf die Identität der lokalen afro-costa-ricanischen Gemeinschaft.
Denn so konnte zudem deren Anwesenheit in der Provinz Limón ein Jahrhundert früher als offiziell angegeben bewiesen werden. Die Identifizierung der archäologischen Funde liefert damit wichtige neue Erkenntnisse zur Kolonialgeschichte der Region und zum transatlantischen Sklavenhandel.
Die Geschichte vieler versklavten Menschen, die das Schiffsunglück überlebten, endete auch danach tragisch. Denn weitere historische Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass etwa 100 der etwa 690 versklavten Personen an Bord der Schiffe erneut gefangen genommen wurden und später auf Kakaoplantagen geschickt wurden, andere schafften es zu fliehen.
Quellen: Via Ritzau, Arkeonews
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