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Antarktis: Neue Entdeckung stellt bisherige Annahmen auf den Kopf – „es ist beispiellos“

Diebstahl ist nicht nur unter Menschen ein Problem, sondern kommt auch zwischen Gletschern vor. Dabei geht es vor allem darum, wer am schnellsten ist.

KI-generiertes Bild von Pinguinen auf einer Eisscholle in der Antarktis
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Gletscherschwund: "Wir haben 14 Mal den Bodensee verloren"

Der Wissenschaftler Philipp Rastner spricht über die moderne Gletscherforschung und was der dramatische Eisverlust für globale Auswirkungen hat.

In der Antarktis konnten Wissenschaftler*innen ein ungewöhnliches Verbrechen beobachten. Denn ein Gletscher dort begeht „Eispiraterie“. Ein Phänomen, das laut Wissenschaftler*innen noch nie in einem so kurzen Zeitraum beobachtet wurde.

Antarktis: Gletscher begeht „Eispiraterie“

So zeigen hochauflösende Satellitenbeobachtungen, dass ein riesiger Gletscher in der Antarktis seinem langsameren Nachbarn unaufhörlich Eis entreißt. Normalerweise dauert so ein Prozess Hunderte oder sogar Tausende von Jahren. Doch in diesem Fall lag die Zeitspanne gerade mal bei 18 Jahren.

Forscher*innen der Universität Leeds erklärten laut einer offiziellen Mitteilung, „es sei beispiellos, dass diese Änderung der Eisfließrichtung in der Antarktis in so kurzer Zeit direkt beobachtet werden konnte“. Ihre Ergebnisse haben sie am 8. Mai in der Fachzeitschrift The Cryosphere veröffentlicht.

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Wettrennen um das Eis

„Wir wussten nicht, dass Eisströme sich gegenseitig in so kurzer Zeit Eis ’stehlen‘ können. Dies ist daher eine faszinierende Entdeckung“, so Heather Selley von der Universität Leeds. Der Prozess liegt dabei in den unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten der Gletscher begründet.

Gletscher sind quasi nämlich Flüsse aus Eis, die sich langsam vorwärts bewegen. So fanden die Forscher*innen heraus, dass sich die Eisströme in der westlichen Antarktis seit 2005 durchschnittlich um 51 Prozent beschleunigt hatten. Denn aufgrund des Klimawandels fließen diese immer schneller in den Ozean.

Eine Ausnahme bildet dagegen der Kohler-West-Eisstrom. Denn dieser hat sich verlangsamt. Da der benachbarte Gletscher namens Kohler East schneller fließt und dünner wird, absorbiert er Eis von Kohler West. „Dies ist praktisch ein Akt der ‚Eispiraterie‘, bei dem der Eisstrom von einem Gletscher zum anderen umgeleitet wird und der schneller werdende Gletscher seinem langsamer werdenden Nachbarn quasi Eis stiehlt“, so Selley.

Quelle: University of Leeds, „peed-up, slowdown, and redirection of ice flow on neighbouring ice streams in the Pope, Smith, and Kohler region of West Antarctica“ (The Cryosphere 2025)

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