Forschende haben über 500.000 dunkle Streifen auf dem Mars untersucht, die lange als mögliche Hinweise auf fließendes Wasser galten. Die Streifen ziehen sich an steilen Hängen entlang und waren jahrzehntelang ein Rätsel. Neue Analysen mit Hilfe maschinellen Lernens zeigen jetzt: Es handelt sich wahrscheinlich nicht um Wasser, sondern um reine Staubbewegungen. Damit fällt eine der spannendsten Theorien zur potenziellen Bewohnbarkeit des Roten Planeten.
Mars: Spuren dank Staub statt Wasser?
Das Forschungsteam der Brown University nutzte mehr als 86.000 hochauflösende Satellitenbilder, aufgenommen vom Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) der NASA. Mit einem eigens trainierten Algorithmus erstellten sie die erste globale Karte der sogenannten Hangstreifen. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Streifen vor allem in sehr staubigen, trockenen Gebieten mit starker Windaktivität vorkommen. Besonders häufig entstehen sie auf hellen, feinkörnigen Flächen.
Die Bedingungen an diesen Orten sprechen gegen flüssiges Wasser, erklärte das Team in seiner Mitte Mai veröffentlichten Studie. Die Streifen tauchen demnach nicht dort auf, wo es wärmer oder feuchter ist, sondern eher dort, wo Staub durch Wind oder Meteoriteneinschläge in Bewegung gerät. Es scheint, dass eine dünne Staubschicht plötzlich abrutscht und so die dunklen Spuren erzeugt – ganz ohne Wasser.
Eine besondere Variante dieser Streifen, die sogenannten Recurring Slope Lineae (RSL), verhält sich etwas anders. Sie erscheinen saisonal, vor allem in den wärmeren Monaten, und bevorzugt an felsigen, südlich gelegenen Hängen. Auch hier ließ sich jedoch kein klarer Zusammenhang mit Feuchtigkeit feststellen. Stattdessen scheinen auch sie durch trockene Auslöser wie Staubteufel oder kleine Felsrutsche zu entstehen.
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Wichtige Erkenntnisse gesammelt
„Sobald wir diese globale Karte hatten, konnten wir sie mit Datenbanken und Katalogen zu anderen Faktoren wie Temperatur, Windgeschwindigkeit, Feuchtigkeit, Steinschlagaktivität und anderen Faktoren vergleichen“ erklärte Valentin Bickel, Forscher an der Universität Bern. „Dann konnten wir in Hunderttausenden von Fällen nach Korrelationen suchen, um die Bedingungen, unter denen sich diese Merkmale bilden, besser zu verstehen.“
Besonders überraschend ist, wie viel Staub durch diese Streifen bewegt wird. Über Jahre hinweg verschieben sie mehr Material, als ein globaler Staubsturm in Bewegung bringt. Damit könnten sie eine bedeutende Rolle im Staubkreislauf des Mars spielen. Trotz ihrer fließenden Optik scheinen die Streifen schlicht das Ergebnis trockener, dynamischer Oberflächenprozesse zu sein.
Für künftige Mars-Missionen sind diese Erkenntnisse wichtig. Da die Streifen keine Spuren von Wasser enthalten, gelten sie nicht mehr als sensible Zonen, die vor möglicher Verunreinigung durch irdisches Leben besonders geschützt werden müssen. Das macht sie zu attraktiven Zielen für robotische Erkundung – auch für dich, solltest du einmal Teil einer Mars-Mission sein.
Quelle: „Streaks on martian slopes are dry“ (Nature Communications, 2025); Brown University
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