Wenn es um Kernfusion geht, ist ein Reaktor aus Deutschland ganz vorne mit dabei. Der Wendelstein 7 konnte vor kurzem einen Weltrekord aufstellen, der die Konkurrenz im Schatten stehen lässt. Dabei handelt es sich eigentlich um ein Modell, das anders als der Standard arbeitet.
Kernfusion: Dieser Donut könnte eine ganze Stadt versorgen
Der Reaktor ist kein Tokamak, wie er in vielen anderen großen Projekten genutzt wird, sondern ein sogenannter „Stellarator“. Die innovative Methode soll wie alle anderen Varianten der Kernfusion für eine stabile und saubere Energieversorgung in der Zukunft sorgen. Die zentrale Herausforderung, die jede Methode bestehen muss, ist es, für eine gewisse Zeit das Plasma, das bei der Fusion entsteht, aufrechtzuerhalten.
Den bisherigen Rekord für diesen Meilenstein hielten ein japanischer und ein chinesischer Reaktor, doch mit 43 Sekunden „Plasmadauer“, wie die Forschenden sich ausdrücken, ist Wendelstein 7 an der Spitze. Das führte einen der beteiligten Wissenschaftler*innen, Prof. Dr. Thomas Klinger, zu der Einordnung des Tests in Greifswald als „eine großartige Leistung des internationalen Teams“. Wie das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik bekanntgibt, war nicht nur die Gruppe aus Norddeutschland beteiligt, sondern auch ein amerikanisches Team, das den Erfolg erst ermöglichte.
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Das sind die Zukunftsaussichten des Projekts
Wie oben angeklungen, folgt der Reaktor in Greifswald einem speziellen Prinzip für die Herstellung von Kernfusion. Anders als der Tokamak, der durch eine Donut-ähnliche Form versucht, ein Magnetfeld für eine erfolgreiche Reaktion herzustellen, ist der Stellarator sehr viel komplexer geformt. So erreichen sie leichter eine höhere Dauer der Reaktion, doch weiterhin verfügt der Tokamak über das größere Volumen. Damit ließe sich bei der gleichen Reaktionsdauer mehr Energie erzeugen.
Erfolgreich war das Projekt in Greifswald durch einen besonderen Injektor, der aus den USA stammt. Der sogenannte „Pellet-Injektor“ schießt gefrorene Wasserstoffteilchen in den Reaktor, wodurch er für eine viel längere Zeit für die Aufrechterhaltung der Kernfusion sorgen kann. Andere Injektoren arbeiten stattdessen mit nicht gefrorenen Wasserstoffteilchen, was die initiale Reaktion erleichtert. Durch den ersten Erfolg in Greifswald werden Stellaratoren laut dem Max-Planck-Institut immer beliebter, was die Chance erhöht, dass sie sich als echte Alternative neben den Tokamaks etablieren.
Quellen: Max-Planck-Institut für Plasmaphysik
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