Jährlich werden zahlreiche gesunkene Schiffe aus dem Meer geborgen. Schätzungsweise schlummern mehrere Millionen Wasserfahrzeuge in der Tiefsee. Unter den archäologischen Funden befinden sich viele historisch bedeutsame Wracks, so auch ein besonderer Fall in Schottland.
Archäologischer Fund in Orkney: Britisches Kriegsschiff identifiziert
Im Februar 2024 wurde im Orkney-Archipel vor der Küste der Insel Sanday ein Schiffswrack entdeckt. Stürme hatten den Sand fortgespült, der das Wrack jahrhundertelang bedeckt und geschützt hatte. Seitdem untersuchen Wissenschaftler*innen der Institute Wessex Archaeology und Dendrochronicle im Auftrag vom Historic Environment Scotland (HES) den archäologischen Fund.
Die Untersuchung ergab, dass die verbauten Hölzer des Schiffs aus Südwestengland stammen. Anschließend durchforstete das Forscherteam Archive und Gemeindeunterlagen und verglich die Daten mit dem Fund, um eine Identifikation zu ermöglichen. Laut einer Pressemitteilung des HES handelt es sich bei den Überresten um ein ehemaliges Kriegsschiff der Royal Navy namens HMS Hind. Vor rund 250 Jahren war die 24-Kanonen-Fregatte der sechsten Klasse ein wichtiger Bestandteil britischer Militäreinsätze.
Während des Siebenjährigen Kriegs (1756–1763) etwa war das Schiff an bedeutenden Einsätzen der britischen Streitkräfte in Nordamerika beteiligt, unter anderem bei der Belagerung von Louisbourg (1758) und der Expedition gegen Québec (1759). Auch im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg in den späten 1770er Jahren war die Fregatte im Einsatz. Obwohl es kein großes Kriegsschiff war, diente sie effektiv als schnelles Fortbewegungsmittel für Eskorten, Patrouillen und zur Bekämpfung privater Schiffe.
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Auch als Walfangschiff eingesetzt
Nach 34 Jahren Dienstzeit als Kriegsfregatte wurde die HMS Hind ausgemustert und an Händler verkauft. Diese bauten sie zum 500-Tonnen-Walfangschiff Earl of Chatham um, mit dem sie in der Arktis operierte. „Dies war üblich bei Schiffen der Royal Navy, da ihre hochwertige Bauweise den eisigen Bedingungen der britischen Walfangrouten standhielt“, erklärt das HES.
Im Jahr 1788 versank die Earl of Chatham durch einen heftigen Sturm in der Bucht von Lopness auf Sanday, Orkney. „Die Entdeckung des Sanday-Wracks ist eine seltene und faszinierende Geschichte“, fasst Ben Saunders, leitender Meeresarchäologe bei Wessex Archaeology, den Fund zusammen.
Quelle: Historic Environment Scotland
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