Wenn ein Stern einem Schwarzen Loch im Weltall zu nahe kommt, kann das dramatisch enden: Die gewaltigen Gezeitenkräfte des kosmischen Objekts zerreißen den Stern in Stücke. Das ist ein Ereignis, das als Gezeitenstörung (Tidal Disruption Event, TDE) bekannt ist. Forschenden ist es nun gelungen, solche Ereignisse erstmals in staubverhüllten Galaxien sichtbar zu machen. Möglich wurde das, durch das James-Webb-Weltraumteleskop (JWST), das mit seiner Infrarotsicht tief in galaktische Staubwolken blicken kann.
Weltall: Verborgene Signale
Wie das Massachusetts Institute of Technology über eine Studie berichtet, konnte das JWST erstmals TDEs eindeutig in stark verstaubten Galaxien des Weltalls identifizieren. Die untersuchten Schwarzen Löcher galten bisher als inaktiv. Dementsprechend zeigten sie keinerlei Anzeichen eines ständigen Wachstums.
Erst der Vorbeiflug eines Sterns entfachte kurzzeitig ihre Aktivität. Die neuen Beobachtungen bestätigen, dass auch solche „ruhenden“ Schwarzen Löcher plötzlich Sterne zerreißen können. Ereignisse, die bislang durch Staub verborgen blieben und daher von klassischen Röntgenteleskopen kaum erfasst wurden.
Die Forschenden griffen dabei auf frühere Daten der NASA-Mission NEOWISE zurück, in denen sie mithilfe eines Algorithmus Infrarot-Transienten entdeckt hatten, also kurzfristige Helligkeitsausbrüche, die auf TDEs hindeuten könnten. Vier dieser Kandidaten wurden nun gezielt untersucht.
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Schlafende Riesen
Um sicherzugehen, dass es sich tatsächlich um temporäre TDEs handelt und nicht um gewöhnliche aktive Galaxien im Weltall, analysierte das Team zusätzlich die Staubverteilung in den betroffenen Galaxien. Dabei zeigte sich, dass die Staubmuster sich deutlich von denen typischer aktiver Galaxien mit konstanten Schwarzen Löchern unterschieden. Statt der sonst üblichen klumpigen Verteilung war der Staub locker.
Die vier bestätigten TDEs liefern nicht nur neue Einblicke in bislang verborgene astrophysikalische Prozesse, sondern öffnen auch ein neues Fenster zur Untersuchung Schwarzer Löcher. Insbesondere könnten TDEs künftig als Werkzeuge dienen, um Masse, Rotation und weitere fundamentale Eigenschaften dieser extremen Objekte zu erforschen.
Quelle: Massachusetts Institute of Technology; „JWST’s First View of Tidal Disruption Events: Compact, Accretion-driven Emission Lines and Strong Silicate Emission in an Infrared-selected Sample“ (Astrophysical Journal Letters, 2025)
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