Seesterne assoziieren die wenigsten Menschen mit einem bedrohlichen Tier. Eine aktuelle Studie im Pazifik überzeugt allerdings vom Gegenteil: Eine bestimmte Art von Sternfischen ist nämlich der natürliche Feind für Seeigel.
Im Pazifik: Seesterne schützen Algenwälder
Weltweit sind rund 1.800 verschiedene Seestern-Arten bekannt – auch Asteroidea genannt. Eine der bedrohlichsten ist der Sonnenblumen-Seestern. Er gehört zu den größten Asteroidea weltweit und kann eine Spannweite von bis zu einem Meter erreichen. Typischerweise besitzt er 16 bis 24 lange Arme, die jeweils etwa 40 Zentimeter (cm) lang sind. Bei Gefahr kann er einzelne Arme abwerfen, die anschließend wieder nachwachsen.
Der Speiseplan des Sonnenblumen-Seesterns umfasst vor allem Seeigel. Während die Igel von der Asteroidea bedroht werden, stellen sie selbst eine große Gefahr für Algenwälder dar. Denn sie verwandeln Teile des Pazifiks in Unterwasser-Wüsten, indem sie den Tang abfressen. Konkret geht es dabei um sogenannte Kelpwälder – das sind Unterwasserwälder aus braunen Großalgen (Kelp), die eine spezielle, wichtige Form von Tang darstellen.
Bisher hielten die Seesterne die Ausrodung der Kelpwälder in Schach, indem sie einen Teil der Seeigel fraßen (natürliche Auslese). Seit dem starken Rückgang ihrer Population im Jahr 2013 durch eine Krankheit sind die Kelpwälder allerdings stark gefährdet.
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Rote Seeigel meiden die Seesterne
Forscher*innen der University of California, Santa Cruz, untersuchten deshalb, ob Sonnenblumen-Seesterne es neben direkter Prädation (Beutefang) auch durch ihre chemische Präsenz – also ihren Geruch – schaffen, die Seeigel zu einem Vermeidungsverhalten zu veranlassen und so die Kelpwälder zu schützen. Dazu platzierten sie in mehreren Experimenten Kelpblätter in der Nähe von Käfigen mit Sonnenblumen-Seesternen. Anschließend beobachteten die Wissenschaftler*innen, ob die Seeigel das Kelp meiden.
Die Resultate sind deutlich: Während grüne Seeigel nicht auf die Seesterne reagieren, halten rote Seeigel im Durchschnitt etwa 1,8 Meter Abstand zu den Sonnenblumen-Seesternen. Ein klarer Erfolg. „Wir zeigen, dass Seesterne in degradierten Seeigelwüsten eine ‚Landschaft der Angst‘ unter roten Seeigeln schaffen“, erklärt Kristy Kroeker, Professorin an der UC Santa Cruz (via Earth.com). Das bedeutet, dass die Seesterne alleine durch ihre Präsenz den Kelpverbrauch der Seeigel deutlich reduzieren.
Die Studie offenbart einen neuen natürlichen Schutzmechanismus für Kelpwälder durch Sonnenblumen-Seesterne – jenseits der reinen Prädation. Der Effekt der Abschreckung über chemische Signale könnte eine natürliche und unaufwändige Strategie zur Erhaltung und Wiederherstellung dieser wertvollen Kelp-Ökosysteme sein.
Bedeutung der Kelpwälder
Kelpwälder sind von zentraler Bedeutung für das marine Ökosystem. Sie bieten Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Fischarten und Meeresbewohner, unterstützen die Fischerei und tragen zur Küstenstabilität bei. Zudem sind Kelpwälder wichtige Sauerstofflieferanten und helfen, Kohlenstoff zu binden.
Für den Menschen liefern sie außerdem wertvolle Rohstoffe für Medizin, Kosmetik und Nahrungsmittel. Die Erhaltung dieser Wälder ist daher essenziell – und die Rolle der Sonnenblumen-Seesterne als natürliche Wächter und Beschützer der Kelpwälder macht ihre Wiederansiedlung und den Schutz dieser Tiere zu einem wichtigen Baustein für den Erhalt gesunder Meeresökosysteme.
Quellen: „Sunflower sea star chemical cues locally reduce kelp consumption by eliciting a flee response in red sea urchins“ (The Royal Society, 2025); Earth.com
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