In der Arktis verbergen sich unter den Eisschichten schätzungsweise über 180.000 archäologische Fundstellen. Sie bergen oft Zeugnisse vergangener Populationen. In einer Höhle im nördlichen Norwegen konnten Forscher*innen nun eine wichtige Entdeckung machen, die Einblick in ein vergangenes Artensterben ermöglicht.
Tausende Knochen in der Arktis gefunden
Die norwegische Arne Qvamgrotta-Höhle wurde lange Zeit durch eine günstige geologische Lage vor Zerstörung durch Gletscher geschützt. Seit 2021 wird sie systematisch ausgegraben. Die Forscher*innen um Sam Walker von der Bournemouth University fanden während der Ausgrabungen bisher über 6.000 Knochenfragmente von 46 Tierarten, wie sie in einem aktuellen Forschungspapier mitteilen.
Moderne DNA-Metabarcoding-Technologie erlaubte es dem Team, die Arten selbst aus stark fragmentierten Knochen zu identifizieren. Die Arten reichen von Meerestieren wie Korallen, Fischen und Meeressäugern zu Landtieren wie Polarfüchsen, Eisbären, Rentieren und Spitzmäusen. Sie fanden außerdem heraus, dass die Tiere vor rund 75.000 Jahren lebten.
„Diese Entdeckungen bieten einen seltenen Einblick in eine verschwundene arktische Welt“, so Sam Walker in einer Pressemitteilung der Bournemouth University.
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Einblick in vergangenes Artensterben
Die Auswertung ergab, dass einige der damals lebenden Tierarten genetische Linien aufwiesen, die heute ausgestorben sind, obwohl die Arten selbst weiterhin existieren – etwa eine ausgestorbene genetische Linie innerhalb der Eisbären. Die Forscher*innen führen dieses Aussterben hauptsächlich auf Klimaveränderungen zurück.
Vor etwa 75.000 Jahren befand sich die Region in einem Interstadial – einer wärmeren Phase innerhalb der letzten Eiszeit. Solche Klimawechsel führten zu veränderten Lebensräumen und schwankenden Nahrungsquellen, wodurch einige Tierpopulationen starkem Anpassungsdruck ausgesetzt waren. Manche genetische Linien konnten sich nicht anpassen oder verloren im Wettbewerb mit anderen Linien ihre Überlebensfähigkeit.
Der archäologische Fund bietet daher einen seltenen Einblick in die damalige Artenvielfalt der Arktis.
Quellen: „A 75,000-y-old Scandinavian Arctic cave deposit reveals past faunal diversity and paleoenvironment“ (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2025); Bournemouth University
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