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HPV durch Oralsex: Forscher warnt vor wenig bekannten Risiken – auch für Männer

Auch Oralsex kann das humane Papillomavirus (HPV) übertragen. Der Erreger bringt allerdings nicht nur für Frauen ein Krebsrisiko.

Frau hält einen Lolli an ihre Lippen
© Volodymyr - stock.adobe.com

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In den vergangenen Jahren hat es in der westlichen Welt einen beunruhigenden Anstieg von Kehlkopfkrebsfällen gegeben. Dieser beunruhigende Trend hat bei einigen Fachleuten dazu geführt, ihn als eine Epidemie zu bezeichnen. Das Hauptursache für diese Art von Krebs ist das humane Papillomavirus (HPV), das gleiche Virus, das auch für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich ist. Es wird durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, einschließlich Oralsex, übertragen.

Oralsex: HPV begünstigt Krebsgeschwüre

HPV wird in erster Linie durch sexuellen Kontakt übertragen, und wenn es um Oropharynxkrebs geht, ist der „wichtigste Risikofaktor“ Oralverkehr mit verschiedenen Menschen. Erstaunlicherweise ist die Wahrscheinlichkeit, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, bei Menschen mit sechs oder mehr Oralsexpartner*innen im Leben 8,5-mal höher als bei Menschen, die keinen Oralsex haben. Das geht mitunter aus einer Studie hervor, die bereits 2007 im New England Journal of Medicine erschien.

Verhaltensstudien zu sexuellen Praktiken hätten gezeigt, dass Oralsex in bestimmten Ländern weit verbreitet ist, erklärt Hisham Mehanna. Er ist Professor am Institute of Cancer and Genomic Sciences der University of Birmingham.

Eine umfassende Studie, die er gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen durchführte, stach noch tiefer in die Materie. Rund 80 Prozent der fast 1.000 befragten Erwachsenen gaben an, irgendwann in ihrem Leben Oralsex gehabt zu haben. Allerdings erkrankt nur ein kleiner Teil dieser Personen tatsächlich an Mundhöhlenkrebs, was die Forscher*innen ratlos zurückließ.

Natürlicher Schutz greift nicht immer

Die vorherrschende Theorie besagt, dass die meisten Menschen, die sich mit HPV infizieren, in der Lage seien, die Infektion auf natürliche Weise zu überwinden. Eine kleine Gruppe von Menschen könne die Infektion jedoch aufgrund möglicher Defekte in bestimmten Bereichen ihres Immunsystems nicht beseitigen, so Mehanna.

In diesen Fällen vermehrt sich das Virus weiterhin im Körper und integriert sich schließlich in die DNA des Wirts, was zur Umwandlung der Wirtszellen in Krebszellen führt.

Geschlechtsneutrale Impfpolitik

Eine hohe Durchimpfungsrate bei Mädchen und Frauen sei zwar wichtig, um einen Nutzen für die öffentliche Gesundheit zu erzielen. Aber sie garantiere keinen individuellen Schutz.

„Paradoxerweise gibt es einige Hinweise aus Bevölkerungsstudien, dass junge Erwachsene, möglicherweise in dem Bestreben, auf penetrativen Geschlechtsverkehr zu verzichten, stattdessen – zumindest anfangs – Oralsex praktizieren.“

Hisham Mehanna

In Anerkennung der Notwendigkeit eines umfassenden Schutzes haben mehrere Länder, darunter Großbritannien, Australien und die USA, ihre nationalen Empfehlungen für die HPV-Impfung auch auf männliche Personen ausgeweitet. Die Einführung einer geschlechtsneutralen Impfpolitik sei ein Schritt, um eine breitere Durchimpfung zu gewährleisten und die Belastung durch Mund-Rachen-Krebs zu verringern, mahnt Mehanna.

Die Erreichung einer optimalen Durchimpfung bleibe jedoch eine Herausforderung.

Quellen: „Case–Control Study of Human Papillomavirus and Oropharyngeal Cancer“ (The New England Journal of Medicine, 2007); The Conversation; „Human Papillomavirus (HPV) Vaccine Effectiveness and Potential Herd Immunity for Reducing Oncogenic Oropharyngeal HPV-16 Prevalence in the United Kingdom: A Cross-sectional Study“ (Clinical Infectious Diseases, 2019)

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