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Forscher warnen vor der nächsten Pandemie – sie wissen auch schon, wo sie beginnt

Als „Krankheit X“ bezeichnen Forschende den Erreger, der die nächste globale Krankheitswelle auslösen wird. Dass das passiert, ist ihnen zufolge sicher.

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© Getty Images/ Dr_Microbe

WHO - Was sind ihre Aufgaben?

Was ist eigentlich die WHO und was sind ihre Aufaben?

Weltweit gibt es laut wissenschaftlichen Schätzungen rund 1,67 Millionen noch nicht entdeckte Viren in Säugetieren und Vögeln. Etwa die Hälfte davon besitzt das Potenzial, auf Menschen überzuspringen. Eine weitere Pandemie sei damit unausweichlich.

Nächste Pandemie: Das ist bisher bekannt

Dass es zukünftig zu einem Ausbruch kommen wird, darin sind sich Fachleute also einig. Nur was dazu führen wird, wissen sie gegenwärtig noch nicht, weswegen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diesem unbekannten Pandemieauslöser den Namen „Krankheit X“ gegeben hat

Er steht für das „Wissen, dass eine ernste internationale Epidemie durch einen Erreger verursacht werden könnte, von dem derzeit nicht bekannt ist, dass er menschliche Krankheiten verursacht“, erklärte die WHO laut der National Post.

Übrigens: Den Platzhalternamen „Krankheit X“ vergab die WHO bereits 2018. Mit dem Coronavirus trat kurze Zeit später dessen erster Vertreter ins Rampenlicht. Auf den nächsten Nachfolger spekuliert die Wissenschaft nun.

„Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass ein Ereignis der Krankheit X unmittelbar bevorsteht“, sagt Pranab Chatterjee, Forscher am Department of International Health der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore. „Die jüngste Welle von H5N1-Vogelgrippe-Fällen in Kambodscha ist nur ein Beispiel dafür“, erklärt er weiter.

Im Februar 2023 war dort erstmals seit neun Jahren wieder ein Mensch schwer daran erkrankt und gestorben, wie der Spiegel damals berichtete.

Zoonitischer Pandemieauslöser ist sehr wahrscheinlich

Peter Daszak, Präsident der EcoHealth Alliance, einer in New York ansässigen globalen gemeinnützigen Umweltorganisation, glaubt, dass es vor allem Kreativität und Wachsamkeit erfordern wird, um den Beginn der nächsten Pandemie aufzuspüren und vorherzusehen:

„Die Natur bringt ständig neue Viren hervor … Was wir [mit Krankheit X] sagen wollen, ist, dass wir kreativ über die Entwicklung von Impfstoffen, Therapeutika und Medikamenten nachdenken sollten, die nicht nur auf bekannte Erreger wirken, sondern auch auf zukünftige und neu auftretende Pandemieerreger.“

Peter Daszak, EcoHealth Alliance

Vorliegende Daten deuten darauf hin, dass fast alle Infektionskrankheiten, die in jüngster Zeit weltweit Besorgnis erregten, durch Tierviren verursacht werden, die auf den Menschen übertragbar sind. Daher sind diese sogenannten Zoonoseviren weiterhin die Erreger, die als künftige Krankheiten mit Pandemiepotenzial von Interesse sind.

Hier bricht die Pandemie womöglich zuerst aus

In Anbetracht der Tatsache, dass drei von vier neuen Krankheitsausbrüchen ihren Ursprung in der Tierwelt haben, haben die Wissenschaftler zudem jetzt schon eine gute Vorstellung davon, an welchen globalen Brennpunkten die künftige „Krankheit X“ entstehen könnte.

„[…] man kann ziemlich klar vorhersagen, dass die Orte, an denen neue Krankheiten am ehesten auftreten, Länder sind, in denen es eine große Vielfalt an Wildtieren gibt … also tropische und subtropische Länder“, sagt Daszak.

Zu den potenziellen Quellen kommen zudem steigende globale Temperaturen, die Zombieviren freisetzen könnten, die seit Tausenden von Jahren im Permafrostboden eingefroren sind.

Erste Strategien zur Pandemiebekämpfung bereits in Arbeit

Alle 1,67 Millionen unbekannten Viren gehören zu etwa 25 Virusfamilien. Forschende konnten bislang bereits 120 Viren aus diesen Familien identifizieren, die eine potenzielle Gefahr für den Menschen darstellen.

„Mit den Ressourcen und Technologien, die uns heute zur Verfügung stehen, ist es meiner Meinung nach nicht zu viel verlangt, auf 120 verschiedene Viren vorbereitet zu sein … Ich denke also, dass es ein Aufruf zum Handeln ist, viel mehr in die Grundlagenforschung, die Bereitschaft, das Verständnis der Biologie und das Verständnis der Bedrohungen zu investieren“, sagt Barney Graham, leitender Berater für globale Gesundheitsgerechtigkeit an der Morehouse School of Medicine in Atlanta.

Quellen: National Post, Spiegel

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