Nur die allerwenigsten Menschen haben Erinnerungen aus frühester Kindheit bevor sie zwei Jahre alt waren. Diese Form des Gedächtnisverlusts, auch infantile Amnesie genannt, gilt sowohl unter Fachleuten als auch Laien als normal und unvermeidbar. Eine aktuelle Studie legt nun jedoch anderes nahe. Dank einer ungewöhnlichen Behandlungsmethode könnte infantile Amnesie sich beheben und verhindern lassen.

Diese Entwicklung im Gehirn verhindert kindlichen Gedächtnisverlust

Im Rahmen einer aktuellen Studie untersuchten Forschende des Trinity College Dublin die molekularen Bedingungen für den Verlust frühkindlicher Erinnerungen bei Mäusen. Hierfür haben Studienleiter Tomas Ryan und sein Team bei ungeborenen Nagern bestimmte Entzündungen ausgelöst, die die Gehirnentwicklung beeinflussten.

Diese Entzündungen stehen nachweislich in Verbindung mit der Entwicklung von Autismus. Dies gilt sowohl für Mäuse als auch für Menschen. Als Professor Ryan und sein Team die autistischen Nagetiere neurologisch untersuchten, stellten sie erstmalig fest, dass diese besser vor kindlichen Gedächtnisverlust geschützt sind als ihre nicht beeinträchtigten Artgenossen.

„Die Autismus-induzierten Mäuse behalten ihre frühkindlichen Erinnerungen bis spät in ihr Leben hinein, und zwar für eine Reihe von Verhaltenserfahrungen“, erläutert Studienleiter Tomas Ryan die Ergebnisse gegenüber Newsweek. „Spätere Untersuchungen werden zeigen, ob dies auch bei Menschen der Fall ist“.

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So könnte Lichttherapie bei infantiler Amnesie helfen

Bei ihren Untersuchungen fanden Ryan und sein Team des Weiteren heraus, dass sich die biologischen Grundlagen für unsere Erinnerungen, sogenannte Engramme, durch Licht reaktivieren lassen. „Unsere Studie zeigt erstmals, dass Kindheitsengramme nicht einfach verschwinden, sondern in einem latenten Zustand im Gehirn bis ins Erwachsenenalter erhalten bleiben“, erklärt der Neurologe. Durch Lichteinwirkungen lassen sich die Neuronen in den Engrammen so stimulieren, dass sie die anvisierten frühen Erinnerungen wieder zutage tragen.

Die Studienergebnisse könnten weitreichende Implikation haben, ist sich Ryan sicher. Einerseits erhofft man sich anhand dieser ein allgemein besseres Verständnis für Gedächtniskodierung und infantile Amnesie zu erhalten. Doch über theoretische Erkenntnisse hinaus könnten sie auch bei der Behandlung von pathologischen Formen von Gedächtnisverlust wie etwa Alzheimer helfen.

Für weitere Untersuchungen sei es dabei besonders „wichtig und hilfreich“, die individuellen Erfahrungen einzelner Menschen mit einzubeziehen. Denn frühkindlicher Gedächtnisverlust könne in einzelnen Personen ganz unterschiedliche Formen annehmen als bei der Mehrheit der Bevölkerung, sagt Ryan.

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Quellen: „Immune activation state modulates infant engram expression across development“ (Science Advances, November 2023), Newsweek

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