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Alkoholabhängigkeit: Neue Behandlung zeigt überraschenden Erfolg

Eine Untersuchung an männlichen Affen mit Alkoholabhängigkeit zeigte sich erstaunlich vielversprechend. Die Studie an Menschen steht noch aus.

Mann sitzt alleine in einer Bar vor einem alkoholischen Getränk.
© Getty Images/Jacobs Stock Photography Ltd

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Für den Fall einer Legalisierung von Cannabis hat der Branchenverband Cannabiswirtschaft einen Vorschlag vorgelegt. Es soll ein «Reinheitsgebot» geben - genauso wie beim Bier.

Offizielle Zahlen zur Alkoholabhängigkeit sind alarmierend. Demnach konsumieren allein in Deutschland rund 7,9 Millionen Menschen der 18- bis 64-Jährigen in gesundheitlich riskanter Form. Bei etwa 9 Millionen Personen dieser Altersgruppe ist das Verhalten sogar problematisch. Eine neue Studie macht hier Hoffnung auf Heilung.

Alkoholabhängigkeit: Das schafft die neue Behandlung

Um Statistiken die jenen vom Bundesministerium für Gesundheit entgegenwirken zu können, sucht die Wissenschaft schon seit Jahren nach medizinischen Auswegen aus der Alkoholabhängigkeit. Die im August 2023 in nature medicine veröffentlichte Untersuchung zeigt womöglich einen ersten Ansatz dafür.

Sie beschreibt eine Gentherapie, die sich auf das Belohnungssystem des Gehirns konzentriert, das durch Dopamin vermittelt wird. Dabei spielt das Protein „Glia-derived Neurotrophic Factor“ (GDNF) eine wichtig Rolle, weil es die Neuronen in diesem Schaltkreis funktionsfähig hält. Man stellte jedoch fest, dass der GDNF-Spiegel bei Menschen mit einer Alkoholkonsumstörung, die unter anderem Alkoholabhängigkeit umfasst, während Abstinenzperioden reduziert ist. Und das am offensichtlichsten in einer Region des Gehirns, die als ventraler tegmentaler Bereich (VTA) bezeichnet wird.

Also stellten die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Hypothese auf, dass der Einsatz einer Gentherapie zur Abgabe von mehr GDNF an die Zellen des VTA dazu beitragen könnte, die dopamingestützte Signalübertragung zu verstärken und einen Rückfall zu verhindern.

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So gingen die Forschenden vor

Im Rahmen einer entsprechenden Studie wurden zunächst acht Rhesusmakakenaffen zunächst in einer Induktionsphase stetigen Alkoholkonzentrationen ausgesetzt. Anschließend hatten die Tiere über einen Zeitraum von sechs Monaten 21 Stunden am Tag freien Zugang zu Alkohol und Wasser. Während dieser Zeit entwickelten sie ein starkes Trinkverhalten, gefolgt von einer Abstinenzphase, die zwölf Wochen dauerte.

Der Erfolg der anschließend angewendeten, oben genannten Gentherapiemethode war bemerkenswert: „Der Alkoholkonsum ging auf fast Null zurück“, sagte Co-Autorin Dr. Kathleen Grant, Professorin an der Oregon Health & Science University (OHSU), in einer Erklärung. „Monatelang tranken diese Tiere lieber Wasser und verzichteten gänzlich auf Alkohol. Sie reduzierten ihren Alkoholkonsum so weit, dass er so niedrig war, dass wir keinen Blutalkoholspiegel mehr messen konnten.“

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Erste Einsatzgebiete gibt es bereits

Man erklärte sich die Ergebnisse damit, dass akuter Alkoholkonsum bei Menschen, die nicht süchtig sind, zur Ausschüttung von Dopamin führt, weshalb er uns ein angenehmes Gefühl verleiht. Bei Alkoholabhängigkeit passe sich das Gehirn jedoch an und schütte nicht mehr so ​​viel Dopamin aus. Man trinkt demnach anscheinend mehr, weil das Bedürfnis besteht, einen betrunkenen Zustand aufrechtzuerhalten.

Eingesetzt wird die GDNF-Virusvektortherapie bereits bei einigen Patienten mit Parkinson-Krankheit. Dem Neurowissenschaftler Miguel Sena-Esteves von der UMass Chan Medical School zufolge, der nicht an der Forschung beteiligt war, überzeugt die Behandlung unter anderem durch ihre „offensichtliche Sicherheit […], da es bei keiner der Testpersonen zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen kam“, wie er in einer kurzen Abhandlung zur Studie kommentierte.

Quellen: Bundesministerium für Gesundheit, „GDNF gene therapy for alcohol use disorder in male non-human primates“ (2023, nature medicine), Oregon Health & Science University, nature

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