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Vegetarier ticken anders: Diese 6 Persönlichkeitsmerkmale machen sie aus

Vegetarierinnen und Vegetarier machen einen zunehmenden Anteil der Bevölkerung aus – und das aus gutem Grund. Doch was zeichnet sie aus?

Frau hält Schüssel mit pflanzlichem Essen
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Tipps vom Profi: Was hilft, wenn das Kind kein Gemüse isst?

Gemüse liebende Kinder, das klingt in den Ohren vieler Eltern nach einem Paradoxon. Denn gern verschmähen die Jüngsten alles, was gesund sein könnte. Aber warum? Und wie bringt man sein Kind dazu, mehr Gemüse zu essen?

Rügenwalder Mühle, The Vegetarian Butcher, LikeMeat und Beyond Meat – all diese Marken zeichnen sich als Pioniere im Veggie-Markt aus. Sie haben sich im Verlauf der letzten Jahre an die wachsende Nachfrage nach Fleischersatzprodukten angepasst und tragen so zu einer vielfältigeren Ernährungswelt bei. Vegetarierinnen und Vegetarier unterstützen mit ihrer Lebensweise nicht nur den Klimaschutz und das Tierwohl, sondern zeichnen sich auch durch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale aus.

Vom Fleischproduzenten zum Vegetarier

Der Trend hin zu vegetarischen und veganen Produkten lohnt sich nicht nur für die Umwelt. Denn Unternehmen wie Rügenwalder Mühle zeigen, dass er durchaus auch wirtschaftliche Vorteile haben kann. Im Jahr 2020 erlebte der Lebensmittelkonzern einen Wendepunkt. Es war das Jahr, in dem er erstmals mehr mit fleischlosen Produkten als mit traditionellem Fleisch verdiente. Heute bietet der Hersteller seiner Webseite zufolge 46 vegetarische und vegane Optionen an, verglichen mit 18 Fleischprodukten.

Vegetarische Würste und vegane Burger sind nicht nur profitabel, sondern stehen auch im Einklang mit wachsenden Klimabedenken. Denn die hohen CO2-Emissionen, die mit der Fleischproduktion verbunden sind, insbesondere bei Rindfleisch, stellen eine nicht unwesentliche Herausforderung dar. In Deutschland zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage für den Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BLVH), dass 12 Prozent der Bevölkerung mittlerweile eine vegetarische oder vegane Ernährung praktizieren. Bei Frauen und Personen unter 30 Jahren komme diese Lebensweise häufiger vor.

Geringerer BMI dank wenig Fleisch?

„Dick machen vor allem übermäßig fett- und zuckerreiche Produkte“, erläuterte Evelyn Medawar, Erstautorin einer neuen Publikation des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften und dem Universitätsklinikum Leipzig. „Sie regen den Appetit an und zögern das Sättigungsgefühl heraus. Verzichtet man auf tierische Nahrungsmittel, nimmt man im Schnitt weniger solcher Produkte zu sich.“ Menschen, die sich vorwiegend pflanzlich ernähren, könnten dafür womöglich weniger Energie aufnehmen.

Auch auf den Body-Mass-Index (BMI) kann sich eine vegetarische oder vegane Ernährung auswirken. Dabei handelt es sich um eine Maßzahl, die verwendet wird, um zu bewerten, ob eine Person ein gesundes Körpergewicht in Bezug auf ihre Körpergröße hat. Er wird berechnet, indem man das Gewicht der Person in Kilogramm durch das Quadrat ihrer Größe in Metern teilt. Das Ergebnis gibt einen groben Anhaltspunkt darüber, ob jemand untergewichtig, normalgewichtig, übergewichtig oder adipös ist. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der BMI individuelle Faktoren wie Muskelmasse, Knochenbau und das Geschlecht nicht berücksichtigt, weshalb er nicht immer ein vollständig akkurates Maß für die Gesundheit einer Person ist.

„Dass eine Person einen 1,2 Punkte niedrigeren BMI hatte, bedeutete im Durchschnitt, dass sie auf bestimmte tierische Produkte ganz verzichtete, also etwa die primären, und sich vegetarisch ernährte“, so Medawar. „Oder  dass sie zwar auch weiterhin Fleisch und Fisch aß, dafür aber insgesamt seltener.“

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Liberal, interessiert und introvertiert

Die Gründe, warum Menschen sich für eine fleischlose Ernährung entscheiden, sind vielfältig. Zu ihnen gehören etwa die Wahrung des Tierwohls, Umweltschutz und persönlichen Gesundheitsvorteile. Jenseits dieser Motivationen spielen psychologische Faktoren eine bedeutende Rolle, wobei Studien darauf hinweisen, dass Vegetarierinnen und Veganer oft besondere Persönlichkeitsmerkmale aufweisen.

Eine Forschungsarbeit der Universität Mainz mit 5.000 Teilnehmenden fand heraus, dass Personen mit pflanzlicher Ernährung tendenziell offener für neue Erfahrungen, liberaler und politisch interessierter sind und generell ein größeres Vertrauen in ihre Mitmenschen haben, obwohl sie möglicherweise etwas weniger gewissenhaft sind.

Diese Forschung hob auch hervor, dass sich vegetarisch ernährende Menschen überwiegend jüngere, gebildete Frauen sind, was einen demografischen Trend in den Ernährungswahlen andeutet. Weitere Studien, wie die vom Max-Planck-Institut, zeigen, dass sich Personen mit pflanzenbasierter Ernährung möglicherweise introvertierter verhalten. „Es könnte daran liegen, dass introvertiertere Personen eher zu restriktiverem Essverhalten neigen oder sich aufgrund ihres Essverhaltens stärker sozial abgrenzen“, betonte die Studienleiterin Veronica Witte.

Keine Hinweise auf Angststörungen und Depressionen

Frühere Untersuchungen hatten den Zusammenhang zwischen pflanzlicher Ernährung und psychischer Gesundheit erforscht. Einige von ihnen legten dabei eine erhöhte Prävalenz von Angststörungen und Depressionen unter Vegetarierinnen und Veganern nahe. Witte und ihr Team konnten diese Theorien im Rahmen ihrer 9.000 Teilnehmende umfassenden Arbeit allerdings nicht bestätigen.

„Möglicherweise hatten in früheren Analysen andere Faktoren die Ergebnisse verwischt, darunter der BMI oder auffällige Persönlichkeitsmerkmale, die bekanntermaßen mit Depressionswerten zusammenhängen können“, so Witte. „Die rechneten wir heraus.“

Im Wesentlichen stellt der Anstieg vegetarischer und veganer Diäten einen bedeutenden kulturellen und wirtschaftlichen Wandel dar, mit Auswirkungen auf Gesundheit, Umwelt und soziale Dynamiken. Während die Forschung weiterhin die Motivationen und Ergebnisse dieser Ernährungswahlen erforscht, werden die Profile derjenigen, die sich für eine pflanzliche Ernährung entscheiden, klarer und zeigen ein komplexes Zusammenspiel von persönlichen, psychologischen und gesellschaftlichen Faktoren.

Quellen: Rügenwalder Mühle; Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels; Max-Planck-Gesellschaft; „Examining the “Veggie” personality: Results from a representative German sample“ (Appetite, 2018)

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