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Revolutionäre Krebs-Therapie eingeführt: 5-Minuten-Spritze gegen 15 Tumorarten

Englands Gesundheitssystem NHS führt eine neuartige Krebsbehandlung ein. Die 5-Minuten-Spritze ersetzt stundenlange Infusionen bei 15 verschiedenen Krebsarten.

Spritze vor einem Farbverlauf
© magann - stock.adobe.com / Canva.com [M]

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Englands National Health Service (NHS) hat eine neue Krebsbehandlung eingeführt, die nur fünf Minuten dauert und auf eine Spritze setzt statt auf eine Infusion. Das immuntherapeutische Medikament Nivolumab kann so deutlich schneller verabreicht werden. Die Behandlung ersetzt eine bisher bis zu einstündige Infusion durch eine Injektion, die nur drei bis fünf Minuten dauert. England ist das erste Land in Europa, das diese schnelle Therapieform anbietet.

Krebsbehandlung per Spritze

Rund 1.200 Patient*innen pro Monat könnten von der neuen Methode profitieren. Die Arzneimittelbehörde des Vereinigten Königreichs (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency, MHRA) hat die Spritze kürzlich zugelassen. In Studien zeigte sich zuvor, dass viele Nutzerinnen und Nutzer die Injektion bevorzugen. Sie ist nicht nur schneller, sondern auch angenehmer, weil der Krankenhausaufenthalt kürzer ist und weniger Aufwand entsteht.

Durch die neue Verabreichungsform lassen sich dem NHS zufolge rund 1.000 Stunden Behandlungszeit im Monat einsparen. Das entspricht über einem Jahr an Zeit, die jährlich für andere Behandlungen und Untersuchungen genutzt werden kann. Das entlastet Pflegepersonal und Apotheken-Teams erheblich und schafft Freiräume in den oft überlasteten Krebsstationen. Für neu diagnostizierte Patient*innen wird die Spritzenform künftig die bevorzugte Option sein.

Finanziell ist die Neuerung ebenfalls ein Gewinn: Die Einführung der Spritze verursacht keine zusätzlichen Kosten für das britische Gesundheitssystem. Der NHS England hat dafür eine Vereinbarung mit dem Hersteller Bristol Myers Squibb getroffen. Die Umstellung ist Teil einer umfassenden Strategie, den Zugang zu innovativen Arzneimitteln zu verbessern, Kosten zu kontrollieren und gleichzeitig die Versorgungskapazitäten zu erhöhen.

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Entlastung für Betroffene und Kliniken

Gesundheitsverantwortliche und Vertreter*innen der Politik begrüßen die Entwicklung. Professor Peter Johnson, klinischer Direktor für Krebs beim NHS England, bezeichnete die Spritze als wichtigen Fortschritt – sowohl für die Behandlungsqualität als auch für die Effizienz in den Kliniken.

Wie wichtig es sei, Patient*innen früh Zugang zu medizinischen Innovationen zu ermöglichen, betonte Ashley Dalton, Ministerin für öffentliche Gesundheit und Prävention. „Unser Nationaler Krebsplan wird die Art und Weise, wie wir an diese Krankheit herangehen, verändern, die Versorgung verbessern und die Überlebensraten bei Krebs in diesem Land wieder auf das Niveau der Besten in der Welt bringen.“

Auch bei anderen Erkrankungen setzt der NHS England zunehmend auf schnellere Verabreichungsformen. Bereits eingeführt wurden ähnliche Injektionen für Brustkrebs, Multiple Sklerose und bestimmte Blutkrankheiten. Die neue Nivolumab-Spritze ist damit Teil einer größeren Entwicklung: weg von langwierigen Krankenhausbesuchen, hin zu kürzeren, schonenderen Therapien mit gleichem oder besserem medizinischem Nutzen.

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Keine Krebs-Impfung

Bei der neuen 5-Minuten-Spritze handelt es sich nicht um eine Impfung und nicht um einen Ersatz für eine Chemotherapie. Das Medikament Nivolumab gehört zur Gruppe der Immuntherapien, die das körpereigene Immunsystem darin unterstützen, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen. Es wird bereits seit Jahren erfolgreich eingesetzt – die Neuerung liegt ausschließlich in der Verabreichungsform: Statt einer Infusion gibt es jetzt eine unter die Haut gespritzte Version, die deutlich schneller geht.

Die neue Injektion richtet sich also ausschließlich an Patient*innen, bei denen eine Immuntherapie mit Nivolumab medizinisch angezeigt ist. Sie ersetzt weder andere Therapieformen wie Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie noch wirkt sie vorbeugend. Vielmehr ermöglicht sie, eine bereits bewährte Behandlung schneller und patientenfreundlicher umzusetzen – ein Fortschritt in der Versorgungsorganisation, nicht in der medizinischen Wirkweise selbst.

Quelle: National Health Service England

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