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Alkoholkonsum: Schon wenig lässt dein Gehirn schrumpfen

Alkoholkonsum gehört für viele Menschen zum ganz normalen Alltag. Dabei variiert natürlich auch die Intensität. Eine neue Studie zeigt nun auf, was der regelmäßige Genuss mit dem Gehirn wirklich macht – und was für eine Rolle das Alter dabei spielt.

Kühles, erfrischendes Bier.
Alkoholkonsum wie das tägliche Bier ist weit verbreitet in unserer Gesellschaft. © imago images / ZUMA Wire

Nach Feierabend noch mit Freunden und Freundinnen auf ein paar Gläser Bier oder Wein treffen und den Tag Revue passieren lassen – für viele gehört der ritualisierte Alkoholkonsum zum Alltag. Schließlich schmecken die Drinks nicht nur, sondern können auch schnell für ein entspannteres Gefühl sorgen. Dass der regelmäßige Genuss negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann, gilt dabei als allgemein bekannt. Nun befasst sich eine neue Studie mit den Folgen von Alkohol auf das menschliche Gehirn – mit schockierenden Ergebnissen.

Alkoholkonsum: Negativer Effekt aufs Gehirn

Zusammenhänge von starkem Alkoholkonsum und Schädigungen am Gehirn sind schon lange bekannt und noch immer forscht man auf diesem Gebiet. Einer Untersuchung an der US-Universität von Pennsylvania zufolge muss es allerdings nicht erst zum Suchtverhalten kommen. Schon moderates Trinken – einige Bier oder Gläser Wein in der Woche – können schon Risiken für das Gehirn beherbergen.

Dazu hat sich das Forschungsteam Daten von mehr als 36.000 Erwachsenen angeschaut. Dabei kam man zu dem Schluss, dass nur leichter bis moderater Konsum mit einer allgemein Reduktion des Gehirnvolumens im Zusammenhang steht. Dazu habe man sich insbesondere das Volumen von grauer und weißer Hirnsubstanz angeschaut.

10 Jahre älter durch Alkohol

Wenig überraschend nimmt der Effekt zu, je mehr Alkohol getrunken wird. Als Beispiel führen die Forschenden 50-Jährige an. Steigerten diese ihren täglichen Trinkgenuss von einer Alkoholeinheit (ungefähr ein halbes beziehungsweise kleines Bier) auf zwei (circa ein halber Liter Bier oder ein Glas Wein), konnten Veränderungen im Gehirn beobachtet werden, die einem Alterungsprozess in ihrer Altersgruppe von etwa zwei Jahren entsprechen.

Stieg der Konsum dann von zwei auf drei Einheiten, alterte das Hirn bereits dreieinhalb Jahre. Der Anstieg von keinem Alkohol auf eine tägliche Einheit sorgte für 0,5 Jahre. Dramatisch ist hingegen der sprunghafte Anstieg von keinem Alkoholkonsum zu gleich vier täglichen Einheiten. Dann reduzierte sich das Hirnvolumen in einem Maße, das einem Alterungsprozess von zehn Jahren entspricht.

Nimmt man aus den untersuchten Daten jene von Vieltrinkende heraus, sehen die Resultate kaum besser aus: Statt zwei Jahre sind es dann 1,8 Jahre, statt dreieinhalb sind es 3,1 Jahre und beim Sprung von null auf vier Einheiten pro Tag sind es „nur“ noch neuneinhalb Jahre. Als Vieltrinkende gelten Frauen, die wöchentlich 18 Einheiten Alkohol konsumieren, und Männer, die von 24 Einheiten pro Woche berichten.

Unklarheiten bei Trinkgelagen

Es gilt aber festzuhalten, dass die Studie nicht perfekt ist. Zum einen basieren die herangezogenen Daten weitestgehend auf eigene Aussagen zum Alkoholkonsum der Probanden. Die 36.000 Erwachsenen sind überwiegend mittleren Alters, jüngere oder ältere Personen wurden nicht berücksichtigt.

Auch Daten zu Trinkgelagen gibt es nicht. In erster Linie geht es um den durchschnittlichen Alkoholkonsum. Aber man sei neugierig, ob es besser sei, jeden Tag ein Bier zu trinken, statt unter der Woche gar keine und dafür gleich sieben am Wochenende. Es gebe wohl schon Daten, dass Trinkgelage schlechter seien, aber das müsse man sich noch genauer anschauen.

Erst vor kurzem widerlegte eine Studie eine bekannte These zu Alkohol. Und auch die neue von den amerikanischen Forschenden macht deutlich, dass negative Effekte schon bei geringeren Maßen einsetzen, als bislang gedacht.

Quelle: „Associations between alcohol consumption and gray and white matter volumes in the UK Biobank“ (2022, Nature Communications)

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