In 430 Lichtjahren Entfernung von der Erde könnte sich gerade ein neuer Planet bilden. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Galway hat dazu spektakuläre Aufnahmen eines jungen Sternsystems veröffentlicht, die Hinweise auf einen entstehenden Gasriesen liefern. Die Beobachtungen mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile zeigen Bilder einer außergewöhnlichen Staub- und Gasscheibe – das Rohmaterial für einen neuen Planeten.
Entstehungsort eines Planeten entdeckt
Die Aufnahmen zeigen den Stern 2MASSJ1612, der von einer sogenannten protoplanetaren Scheibe umgeben ist. Diese besteht aus Staub und Gas, aus denen Planeten entstehen können. Dabei ist auch eine breite Lücke und spiralartige Strukturen in der Scheibe zu erkennen, wie man sie laut Theorien erwartet, wenn ein großer Planet entsteht.
„Obwohl unser Team inzwischen fast 100 mögliche Planetenbildungsscheiben um nahe Sterne beobachtet hat, ist dieses Bild etwas Besonderes. Man findet selten ein System mit Ringen und Spiralarmen in einer Konfiguration, die nahezu perfekt zu den Vorhersagen passt, wie ein entstehender Planet seine Mutterscheibe gemäß theoretischer Modelle formen soll“, erklärt Dr. Christian Ginski von der Universität Galway in einer Mitteilung.
„Wir sprechen hier von einem ziemlich massereichen Planeten, höchstwahrscheinlich ein Vielfaches der Jupitermasse. […] Er schafft auf seiner Umlaufbahn eine Lücke, weil Material auf den Planeten fällt. Man könnte sich den Planeten in diesem Sinne fast wie einen Staubsauger vorstellen, der den ganzen Staub aufsaugt“, beschreibt Ginski den Prozess gegenüber Live Science.
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Nachwuchsforschende helfen bei Fund
Neben der Entdeckung selbst sorgt auch die Zusammenarbeit hinter dem Projekt für Aufmerksamkeit. Vier Nachwuchsforschende aus Galway waren maßgeblich an der Studie beteiligt. „Es ist mir eine große Ehre, mit so talentierten jungen Forschenden zusammenzuarbeiten“, sagte Ginski in der Mitteilung. Auch die beteiligten Studierenden selbst äußerten sich begeistert über die Möglichkeit, an dieser Entdeckung mitzuwirken.
Die Bilder gelten in der Fachwelt als ein seltener Glücksfall. Meist sind entweder Ringe oder Spiralen sichtbar – hier aber beides zugleich. Ginski vergleicht das mit einem Stein, der ins Wasser fällt: Die Bewegung des Planeten durch die Scheibe erzeugt Wellen, die sich wie Spiralarme ausbreiten. „Im Grunde genommen scheint es sich hier um einen absoluten Lehrbuchfall zu handeln“, erklärte er gegenüber Live Science.
Das Forschungsteam hat sich sogar schon ein neues Ziel gesetzt: ein echtes Bild des Planeten. Dafür haben sie bereits Beobachtungszeit am James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) beantragt. Sollte sich die Existenz des Planeten bestätigen, wäre das nicht nur ein wissenschaftlicher Durchbruch – sondern auch ein seltener Blick auf die Geburtsstunde eines Planeten.
Quellen: Universität Galway, Live Science
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