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Exoplanet: Forscher beobachten Apokalypse auf fremder Welt

Ein Exoplanet steht seinem Stern zu nah – und löst dabei seinen eigenen Untergang aus. Forschende haben ein System entdeckt, in dem ein Planet seine Atmosphäre selbst zerstört.

Oberfläche des Jupiter
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Was sind eigentlich Exoplaneten?

Das sind Exoplaneten und darum sind sie so wichtig.

Im Weltall spielt sich ein außergewöhnliches Schauspiel ab: Ein junger Gasriese kreist so nah um seinen Stern, dass er gewaltige Strahlungsausbrüche auslöst – und dabei seine eigene Atmosphäre verliert. Forschende sprechen von einer Art selbst verschuldetem Untergang. Im Zentrum dieser Entdeckung steht das Planetensystem HIP 67522, etwa 125 Lichtjahre von der Erde entfernt. Es beherbergt einen besonders extremen Exoplaneten: HIP 67522 b, der seinen Stern in weniger als sieben Tagen umrundet.

Exoplanet zerstört sich selbst

HIP 67522 ist ein sehr junger Stern – nur etwa 17 Millionen Jahre alt – und deutlich aktiver als unsere Sonne. Sein innerster Planet ist so groß wie Jupiter, aber wesentlich leichter. Er hat die Dichte von Zuckerwatte und kreist nur knapp über der Oberfläche seines Sterns.

Gerade diese Nähe macht das System so besonders, erklärt die Europäische Weltraumorganisation (ESA). Denn der Exoplanet scheint direkt mit dem Magnetfeld des Sterns zu interagieren. Die Bewegung des Planeten erzeugt magnetische Wellen, die entlang der Feldlinien zurück zum Stern geleitet werden. Dort lösen sie plötzlich gespeicherte Energie aus – wie ein Peitschenschlag, der einen Funkenflug entfacht. Genau diese Funken, sogenannte Flares, treffen den Planeten immer wieder selbst.

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Flucht unmöglich

Mithilfe der Weltraumteleskope Cheops (ESA) und TESS (NASA) konnten Wissenschaftler*innen nachweisen, dass die Flares gehäuft zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt in der Umlaufbahn auftreten – nämlich kurz nachdem der Planet von der Erde aus gesehen vor seinem Stern vorbeizieht.

Ein Team um Ekaterina Ilin vom Netherlands Institute for Radio Astronomy (ASTRON) stellte eindeutig fest: Die Häufung ist kein Zufall, sondern sehr wahrscheinlich durch den Planeten verursacht. Ihre Studie veröffentlichten die Forschenden Anfang Juli 2025 im Fachmagazin Nature.

Die Folgen sind dramatisch. HIP 67522 b ist einer Strahlungsintensität ausgesetzt, die etwa sechsmal höher ist, als sie ohne diese Wechselwirkung wäre. Da seine Atmosphäre extrem dünn ist, verliert er sie besonders schnell. In rund 100 Millionen Jahren könnte sich der Planet auf Neptun-Größe reduziert haben – oder noch kleiner.

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Stern als Pulverfass

Forschende vermuten, dass der Exoplanet nicht nur kleine Auslöser für Flares liefert, sondern gleich große Energiemengen im Stern freisetzt. Dessen Magnetfeld wirkt dabei wie ein gespanntes Gummiband, das plötzlich reißt.

Radiobeobachtungen, die Ilin gemeinsam mit einem weiteren Team in Astronomy & Astrophysics publizierte, zeigen zwar starke Aktivität, aber keine klaren Signale sogenannter Electron Cyclotron Maser Emission (ECME). Sie wären ein direktes Zeichen für diese Art von Interaktion. Vermutlich läuft die Energieübertragung auf anderen Wegen – etwa über gespeicherte Energie in den Magnetfeldschleifen der Sternkorona.

Und mit jeder dieser Eruptionen könnten sogenannte koronale Massenauswürfe (Coronal Mass Ejections, CME) entstehen – riesige Teilchenwolken, die sich mit hoher Geschwindigkeit ausbreiten. Treffen sie den Planeten, beschleunigt das den Verlust seiner Atmosphäre noch einmal deutlich – möglicherweise um über 100 Prozent.

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Blick in die Zukunft anderer Welten

HIP 67522 b ist ein Paradebeispiel für einen Exoplaneten, der seine Nähe zum Stern teuer bezahlt. Doch das System liefert nicht nur spektakuläre Bilder, sondern auch wertvolle Erkenntnisse: Es zeigt erstmals eindeutig, dass ein Planet aktiv Einfluss auf seinen Stern nehmen kann – und dass diese Wechselwirkung sein Schicksal besiegelt.

Für die Forschung ist das ein Meilenstein. Künftige Teleskope wie PLATO (PLAnetary Transits and Oscillations of stars) sollen weitere solcher Systeme untersuchen – und vielleicht auch Hinweise darauf finden, ob selbst kleinere Planeten ähnliche Effekte auslösen können.

Quellen: The European Space Agency; „Close-in planet induces flares on its host star“ (Nature, 2025); „Searching for planet-induced radio signals from the young close-in planet host star HIP 67522“ (Astronomy & Astrophysics, 2025)

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