Der schwedische Zahlungsdienstanbieter Klarna hat weitreichenden Zugriff auf die Bankdaten seiner Nutzenden. Der Dienst analysiert alle Transaktionen der letzten dreißig Tage, sobald eine Zahlung erfolgt. Dabei sieht er genau, wofür du dein Geld ausgibst – von Mietzahlungen über Netflix-Abos bis hin zu kleinen Ausgaben wie einem Schwimmbadbesuch. Aktuellen Berichten zufolge soll das Unternehmen diese Informationen sogar an Dritte weitergeben.
Klarnas Datensammlung
Grundlage für diese Praxis ist die zweite Zahlungsdiensterichtlinie (EU) 2015/2366 (Payment Services Directive 2, PSD2). Sobald du Klarna Zugriff auf dein Bankkonto gewährst, bekommt der Dienst Einsicht in alle Transaktionen – nicht nur die, die über ihn selbst laufen. Das bedeutet, er kann auch Überweisungen, Kartenzahlungen und andere Kontobewegungen einsehen. Vielen Nutzenden ist dabei nicht bewusst, wie weit dieser Zugriff tatsächlich reicht.
Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kritisierte gegenüber dem Spiegel, Klarnas Datensammlung funktioniere wie eine „Blackbox“. Du erfährst nicht genau, welche Daten Klarna analysiert oder weitergibt. In den Nutzungsbedingungen wird zwar der Zugriff auf historische Transaktionen erwähnt, doch das Ganze ist so verschachtelt formuliert, dass es kaum verständlich ist. So bleibt oft unklar, welche Konsequenzen die Nutzung des Dienstes wirklich hat.
Für viele geht diese Datenerhebung zu weit. Buttler findet sie unverhältnismäßig, besonders für kleinere Online-Einkäufe. Detaillierte Analysen wie diese sind sonst vor allem bei großen Krediten oder Bonitätsprüfungen üblich. Bei alltäglichen Zahlungen ist das Risiko überschaubar, und Dienste wie PayPal kommen ohne solch tiefen Einblick in deine Daten aus. Warum Klarna so viele Informationen sammelt, bleibt fragwürdig.
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Rechtliche Schritte sind schwierig
Klarna selbst betonte, dass keine Daten an andere Unternehmen verkauft würden. Die Kritik, dass der Zugriff unverhältnismäßig sei, lässt der Dienst jedoch unbeantwortet. Auch rechtlich gegen diese Praxis vorzugehen, ist schwierig, da der Dienst die Datensammlung offen zugibt. Wenn du vermeiden möchtest, dass Klarna deine Bankdaten einsehen kann, bleibt dir die Möglichkeit, per Rechnung zu bezahlen – auch wenn das etwas umständlicher ist.
Das schwedische Fintech-Unternehmen wurde im Jahr 2005 gegründet. Es kooperiert weltweit mit Millionen von Händlern und bietet eine App, über die Nutzerinnen und Nutzer Zahlungen verwalten, Rücksendungen abwickeln und Angebote entdecken können. Es ist entsprechend schwierig, bei Online-Einkäufen an dem Dienst vorbeizukommen.
Quelle: (EU) 2015/2366; Spiegel
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