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„In den nahen Erdorbit und darüber hinaus“: ESA will mit der NASA tiefer ins All

Es ist ein Tauschhandel: Die ESA baut ein Servicemodul als Antrieb für das „Orion“ der NASA. Dafür will sie aber auch mitfliegen, wenn das Raumschiff jenseits der ISS unterwegs ist.

Die Orion-Raumkapsel samt seines Service-Moduls
Die Orion-Raumkapsel samt seines Service-Moduls

Die Europäische Weltraumorganisation ESA möchte ihre Astronauten künftig auch auf Missionen jenseits der Internationalen Raumstation ISS schicken. „Es ist unsere Vision, dass europäische Astronauten über die nahe Erdumlaufbahn hinausgehen“, sagte der ESA-Direktor für menschliche und robotische Erkundung des Weltalls, David Parker.

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Dafür bemüht Europas Raumfahrtagentur sich um Mitflug-Gelegenheiten im geplanten US-amerikanischen Raumschiff „Orion“. Die ESA ist für den Bau eines zentralen Teils von „Orion“ zuständig. Das Europäische Servicemodul (ESM) ist der Antrieb des Raumgefährts, zugleich reguliert es die Temperatur im Inneren der Astronautenkapsel, sorgt für Strom, Wasser und die Luft zum Atmen.

Ein Gegengeschäft

Die Module für die ersten beiden „Orion“-Raumschiffe sind bereits Teil einer Art Tauschhandel, wie Parker bei einer Pressekonferenz am Mittwoch erläuterte: Die ESA zahlt so ihren Beitrag zu den Betriebskosten der ISS, die die Erde in einer nahen Umlaufbahn in rund 400 Kilometern Höhe umkreist.

Im Tausch gegen die Herstellung weiterer Servicemodule könnten Mitflugplätze bei „Orion“-Missionen herausspringen, hofft die ESA: „Die Idee ist natürlich, dass wir diese Servicemodule als Tauschobjekte für künftige Astronautenflüge nutzen“, sagte ESA-Chef Jan Wörner. „In den nahen Erdorbit und darüber hinaus.“

2019 zum Mond

Einem solchen Vorhaben müssten neben der US-Raumfahrtagentur NASA auch die ESA-Mitgliedsstaaten zustimmen. Die technischen Gespräche mit der NASA liefen an, sagte Parker. Voraussichtlich Ende 2019 soll „Orion“ nach den Plänen der US-Raumfahrtbehörde NASA zu einem ersten unbemannten Testflug ins All starten – und zwar zum Mond.

Skepsis gegenüber Musk

Bemannte Raumflüge zum Mars sieht ESA-Chef Wörner beim derzeitigen Stand der Technik noch skeptisch. „Ich würde es nicht wagen, Astronauten mit unserer Technik heute zum Mars zu schicken“, sagte er. Der Chef des US-Unternehmens SpaceX, Elon Musk, plant einen bemannten Start zum Mars für 2024 – was Experten für äußerst ambitioniert halten.

Merkur schwierig

Zu den ESA-Höhepunkten in diesem Jahr zählt neben der Rückkehr des deutschen Astronauten Alexander Gerst zur ISS Anfang Juni die Merkur-Raumsonde BepiColombo, die im Oktober starten soll. Das Unternehmen RUAG Space liefert dafür wichtige, in Österreich entwickelte Triebwerkssteuerungskomponenten. Die Erforschung des Merkur ist wegen der großen Nähe zur Sonne äußerst schwierig. Europas Raumfahrtagentur hat für ihre Arbeit in diesem Jahr ein Budget von rund 5,6 Milliarden Euro.

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