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Physiker ist überzeugt: Aus diesen 5 Gründen leben wir in einer Simulation

Glaubt man der Simulationstheorie beruht unsere ganze Existenz auf einem Computerprogramm. Ein Physiker ist ihr ganz und gar verfallen.

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Simulationstheorie: Ist unser Leben gar nicht real?

Wenn du dich umschaust, hast du das Gefühl, dass du in einer echten Welt lebst.Dennoch gibt es viele Menschen, die sich fragen: Leben wir in einer Simulation?

Spätestens seit den ersten „Matrix“-Filmen ist die Simulationstheorie im Mainstream angekommen. Anhänger und Anhängerinnen gehen davon aus, dass unser ganzes Sein nur Produkt eines Computerprogramms ist. Was erst einmal wie eine Verschwörungstheorie klingt, kann jedoch nicht so einfach abgetan werden. Wissenschaftlich gesehen ist es mehr als herausfordernd, das Gegenteil zu beweisen. Ein renommierter Physiker nennt daher fünf Argumente für das Leben in der Simulation.

Simulationstheorie: Es ist gar nicht so unwahrscheinlich

In einem mathematischen Experiment hat man sich komplizierte Berechnungen zunutze gemacht, die die Wahrscheinlichkeit für das Leben in der Simulation zeigen sollten. Das erschreckende Ergebnis: Die Chance für die Richtigkeit der Simulationstheorie liegt bei 50,22 Prozent, wie der Philosoph Nick Bostrom im Jahr 2003 entschlüsselte. Auch wenn es viel Gegenwind gab, etablieren sich weitere Anhänger und Anhängerinnen aus naturwissenschaftlichen Forschungsfeldern dazu.

Einer davon ist der Physiker Melvin M. Vopson. Von ihm stammen unter anderem Überlegungen, wie groß unser Universum in Bits wäre – davon ausgehend wir leben in einer Simulation. Tatsächlich hat er im Rahmen seiner Forschung nun mehrere Argumente gesammelt, die für die Simulationstheorie sprechen.

#1 Perfekte Voraussetzungen für das Leben – ist das Zufall oder Kalkül?

Sein erstes Argument für die Simulationstheorie stützt sich darauf, dass unser Universum „zufällig“ genau die richtige Rezeptur hervorgebracht hat, die unser Leben und Überleben ermöglicht.

Folge dies keinem Plan, bzw. einer genauer computergenerierten Berechnung, wäre dies kaum denkbar, so Vopson. Wo andere also einen vermeintlichen Beweis für Gott sehen, entdeckt Vopson den ersten Hinweis auf das Leben in der Simulation.

#2 Die Lichtgeschwindigkeit zeigt die Grenzen des Computers

Etwas fachlicher wird es bei seinen Überlegungen zur Lichtgeschwindigkeit. Dem aktuellen Forschungsstand zur Folge ist dies die maximale Geschwindigkeit mit der sich Teilchen und Wellen fortbewegen können.

Hier zieht der Physiker einen schlüssig erscheinenden Zusammenhang zur Computersimulation. Würden wir wirklich in einem Computer leben, wäre die maximale Geschwindigkeit durch die Taktrate des Prozessors limitiert. So ließe sich erklären, warum in den schier unendlichen Weiten des Alls dieses „willkürliche“ Limit vorherrscht, fasst Gamestar den Physiker zusammen.

#3 Ja und Nein sind dasselbe wie 1 und 0

Der grundlegende Aufbau eines Computers ist der Binärcode, der lediglich aus Einsen und Nullen besteht. Laut Vopson gibt es hier erschreckende Parallelen zu unserer gesamten Realität. Für ihn ließe sich am Ende des Tages jeder Gedanke, jede Entscheidung und jeder Umstand auf ein schlichtes „Ja“ oder „Nein“ herunterbrechen.

Seiner Meinung nach wächst damit die Wahrscheinlichkeit für die Simulationstheorie. Denn wenn am Ende wir alle und all unsere Gedanken computergemacht sind, müssten sie ebenfalls auf dem Binärcode beruhen.

#4 Unendlicher Raum, unendliche Möglichkeiten

Unendlichkeit ist schwer vorstellbar – dabei sind wir von ihr umgeben. Und in einem unendlichen Raum hat jedes Szenario eine Chance. Demnach gibt es auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es weiterentwickelte Zivilisationen gibt, die über die Technologie verfügen eine computersimulierte Realität abzubilden. Und das könnte unser aller Leben durchaus betreffen.

#5 Merkwürdige Quantenteilchen

Der Simulationstheorie kommen einige Aspekte der Quantenmechanik ganz gelegen. Denn die Kleinstteilchen können wir nur dann lokalisieren, wenn wir sie genau beobachten. Abseits dessen lassen sich immer nur Vorhersagen treffen. Hier zieht Vopson einen Vergleich zur virtuellen Realität, da auch hier nur Dinge passieren, wenn ein Spieler oder eine Spielerin in der Simulation ist.

Fehlgeschlagenes Experiment spricht gegen Leben in der Simulation

Noch gibt es keinen eindeutigen Beweis für oder gegen das Leben in der Simulation. Denn wie beweist man, dass die Realität real (oder eben nicht real) ist? Vopson arbeitet laut The Conversation aktuell an dem Aufbau eines Experiments, dass die Simulationstheorie zweifelsfrei belegen soll. In der Zwischenzeit gab es schon zwei Versuche, die (beinahe) sicherstellten, dass wir eben kein Produkt einer leistungsstarken Maschine sind.

#1 Computer können unsere Welt nicht nachbilden

Der Physiker Zohar Ringel versuchte im Rahmen einer Studie den Elektronenfluss in Metall am Computer zu simulieren. Denn bei starkem Magnetfeld und sehr kaltem Material bewegen sich die Elektronen anders – wofür bisher keine Erklärung gefunden wurde. Doch obwohl die entsprechende Maschine mit genügend Rechenpower ausgestattet war, misslang die Demonstration.

Daraus ließe sich schließen, dass die Simulationstheorie zum Scheitern verurteilt sei. „Wenn ein Phänomen von keinem klassischen Computer simuliert werden kann, kann es auch keinen geben, der unsere Welt simuliert“, erklärt Ringel gegenüber Popular Mechanics.

Doch einen wirklichen Beweis für die Realität liefert er damit nicht. Er weist im selben Atemzug darauf hin, dass wir keine Ahnung haben, welchen technologischen Stand der Computer, der im Rahmen der Simulationstheorie unsere Realität erzeugt, hätte. Es könnte schier unvorstellbar für uns sein.

#2 Die Quantenebene verstehen

Unsere (vermeintliche) Realität beschreiben wir mithilfe der allgemeinen Relativitätstheorie. Ihr gegenüber steht die Quantenmechanik, die ebenfalls unsere Welt, aber im unglaublich kleinem Rahmen (auf Quantenebene halt) beschreibt. Bisher ist es noch nicht gelungen, diese beiden physikalischen Konzepte zu vereinen.

Forschende gehen jedoch davon aus, dass mit weiterem Verständnis der Quantenebene ebenfalls der Beweis emporkommen müsse, der unsere Realität als echt beweist. Mehr zu dieser Idee liest du in unserem separaten Artikel zum Thema.

Die Antwort könnte gefährlich sein

Kehren wir noch einmal zurück zur Wahrscheinlichkeitsrechnung. Denn, wenn wir selbst nicht in einer Simulation leben, könnte die Menschheit vielleicht eines Tages selbst eine simulierte Realität erschaffen. Das würde allerdings die eingangs erwähnte Berechnung, dass wir mit einer circa fünfzigprozentigen Chance real sind, komplett kippen.

„An dem Tag, an dem wir diese Technologie erfinden, dreht sich die Wahrscheinlichkeit von etwas besser als 50-50, dass wir real sind, auf fast sicher, dass wir nicht real sind, gemäß diesen Berechnungen. Es wäre eine sehr seltsame Feier unseres Genies an diesem Tag“, erklärt der Astronom David Kipping in einem Interview.

Vielleicht ist das Unwissen doch die beste Alternative? Immerhin gehen einige sogar davon aus, dass der Beweis für oder gegen die Simulationstheorie unseren Weltuntergang bewirken würde.

Quellen: scientific american, Gamestar, The Conversation, Popular Mechanics

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