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Das kann Männer fast 23 Jahre Leben kosten

22,7 Jahre könnten manche Männer länger leben, wenn sie etwa bestimmte Gewohnheiten lassen.

Mann nachdenklich vor dem Laptop.
© Getty Images/10'000 Hours

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg fand heraus, dass es möglich ist, die Lebenserwartung eines Menschen sehr gut vorherzusagen. Dazu benötigt es eine kombinierte Analyse von Lebensstilfaktoren und fünf Blutserum-Marken. Bei ihrer Untersuchung fanden Wissenschaftler*innen so heraus, was etwa Männern fast 23 Jahre kostet.

Lebenserwartung und ungesunder Lebensstil

In einer Mitteilung des DKFZ heißt es, dass besonders Männer „mit den ungesündesten Lebensgewohnheiten und einem ungünstigem Biomarker-Profil mit einem voraussichtlichen Verlust von über 22 Lebensjahren rechnen“ müssen. Dass ein ungesunder Lebensstil die Lebenserwartung sinken lässt, ist schon durch zahlreiche Studien belegt worden. Doch das biologische Altern hänge laut der Forschenden nicht nur von beeinflussbaren Faktoren ab.

Eine entscheidende Rolle spielen auch sozioökonomische Faktoren. Auch die individuelle genetische Ausstattung ist wichtig bei Frage nach der Lebenserwartung. Um diese präziser vorherzusagen, bestimmten die Wissenschaftler*innen geeignete Serum-Biomarker.

Das sind die fünf Blut-Biomarker, die eng mit der Lebenserwartung zusammenhängen und laut der Forschenden einfach zu messen sind:

  1. Growth differentiation factor 15 (GDF-15): zeigt oxidativen Stress, Entzündungen und Mitochondrien-Fehlfunktion an
  2. Cystatin C-Spiegel: gibt Hinweis auf die Nierenfunktion
  3. NT-proBNP zeigt Herzschäden an
  4. „Glykohämoglobin“ HbA1c: erhöhte Werte signalisieren Diabetes und ungesunden Stoffwechsel
  5. C-reaktive Protein CRP: ein Marker für systemische Entzündung

Das ist die Studie

Für ihre Untersuchung griffen die Epidomiolog*innen des DKFZ auf Blutproben der mehr als 250.000 Heidelberger EPIC-Studienteilnehmenden im mittleren bis höheren Lebensalter zu. 2.571 von ihnen waren zum Ende der Nachbeobachtungsperiode (2014) verstorben.

Diese lebensstilbezogenen Risikofaktoren ermittelten die Wissenschaftler*innen: Rauchen, Body-Mass-Index (BMI), Hüftumfang, Alkoholkonsum, körperliche Aktivität, Diabetes, Bluthochdruck.

„Berücksichtigten die Forscher allein dieses Profil, so lag die Lebenserwartung von Männern mit dem günstigsten Profil 16,8 Jahre höher als die von Studienteilnehmern mit den ungesündesten Lebensgewohnheiten. Bei den Frauen betrug dieser Unterschied nur 9,87 Jahre.“

DKFZ

Wurden zusätzlich zum Lebensstil die außerdem die oben beschriebenen Serummarker einberechnet, so ergab sich „eine Differenz von 22,7 Lebensjahren zwischen Männern mit den ungünstigsten Werten gegenüber der günstigsten Gruppe. Bei den Studienteilnehmerinnen betrug diese Differenz 14 Jahre.“

Laut der Forschenden können die Ergebnisse von Mediziner*innen genutzt werden, um Patientinnen und Patienten zu motivieren, ungesunde Gewohnheiten aufzugeben. „Durch die Kombination von Lebensstilfaktoren plus Serummarkern kann die Vorhersagekraft für die Lebenserwartung noch weiter verbessert werden“, erklärt Erstautor Bernard Srour.

Weiteres zur Lebenserwartung

Du kannst nicht nur ungesunde Gewohnheiten aufgeben, sondern auch bewusst gesunde in dein Leben integrieren. Diese fünf lassen sich ganz einfach in deinen Alltag einbringen und können laut Forschenden deine Lebenserwartung erhöhen. Über einen wichtigen Faktor zur Lebenserwartung stießen Wissenschaftler*innen erst kürzlich und sagen daher: „Lebe kalt, stirb alt“.

Quellen: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), „Serum markers of biological ageing provide long-term prediction of life expectancy—a longitudinal analysis in middle-aged and older German adults“ (Age & Aging, 2022)

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