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Kampf dem Alter: Forscher gelingt aufsehenerregende Verjüngungskur

Mit dem eigenen Älterwerden muss sich jeder Mensch im Laufe der Zeit beschäftigen, wenn sich die ersten Symptome bemerkbar machen. Aber gibt es einen Weg, den Prozess nicht nur zu verlangsamen, sondern vielleicht sogar umzukehren? Forschenden ist in diesem Zusammenhang nun ein Durchbruch gelungen.

Altes Paar steht sich gegenüber.
Gegen das Älterwerden könnten Forschende jetzt einen wichtigen Schritt gemacht haben. © imago images / agefotostock

Die Nächte durchmachen und trotzdem munter sein funktioniert nicht mehr und die sportlichen Höchstleistungen von damals rücken in weite Ferne – dann wird einem das eigene Älterwerden erst so richtig bewusst. Der natürliche Verschleiß ist eine der großen Herausforderungen im Leben, aber könnte es vielleicht in Zukunft einen Weg geben, ihm aus dem Weg zu gehen? Diese Frage beschäftigt die Forschung schon lange. Und nun ist ihr ein bahnbrechender Erfolg gelungen.

Darm-Mikroben gegen das Älterwerden

Eine Studie von 2021 zeigte bereits einen Zusammenhang zwischen Darm-Mikroben und Anzeichen des Älterwerdens im menschlichen Gehirn auf. Eine neue Untersuchung des Quadram Instituts und der University of East Anglia ging jetzt sogar weiter. Dazu hat das Forschungsteam mit dem Kot von Mäusen gearbeitet.

Im Detail haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Fäkal-Materie junger Mäuse (drei Monate alt) mit denen älterer (18 Monate) und sehr alter (24 Monate) ausgetauscht. Dabei ging es in erster Linie um die darin enthaltenen Mikroben, die transplantiert werden sollten. Die jungen Tiere erhielten dadurch die mikroskopisch kleinen Lebewesen der älteren und umgekehrt.

Dank Kot-Transplantation: Aus alt wird jung

Anschließend schaute man sich ganz genau bestimmte Merkmale an, die gemeinhin mit dem Alter in Verbindung gebracht werden. Die Ergebnisse sind erstaunlich: Bei den jungen Mäusen stellte man fest, dass ihre Darm-Auskleidung schwächer wurde, wodurch bakterielle Erzeugnisse hindurchgelangten und so im ganzen Körper zirkulieren konnten.

Darauf sprang das Immunsystem an, was wiederum Entzündungen nach sich zog. Dieser Vorgang aktivierte zu viele bestimmte Immunzellen im Gehirn. Gleichzeitig stieg der Gehalt eines Proteins, das mit der Degeneration der Retina zusammenhängt. Die „alten“ Mikroben hatten also einen direkten Effekt auf das Gehirn, die Augen und den Darm.

Umgedreht verbesserten sich all diese Symptome in alten Mäusen durch die Hinzugabe der „jungen“ Mikroben. Dies erzeugte auch insgesamt die Produktion gesunder Bakterien im Körper, die auch in Menschen für positive Effekte sorgen.

Könnten Menschen wieder jünger werden?

Die Resultate seien bahnbrechend, so Professor Simon Carding. Die Untersuchung beweist den direkten Einfluss von Darm-Mikroben aufs Alter und die damit verbundene Abnahme von Hirnfunktionen und die Sehkraft. Dadurch gebe es jetzt das Potenzial für spätere Therapien, bei denen die Mikroben ersetzt werden.

Ob sich die Erkenntnisse tatsächlich auch auf Menschen anwenden lassen, muss sich aber erst noch in weiteren Experimenten zeigen. Es gebe zumindest ähnliche Wege in uns wie auch bei Mäusen und dass sich das Mikrobiom im Alter verändert, ist bereits bekannt. Das stimme durchaus optimistisch.

Vor nicht allzu langer Zeit haben Forscherinnen und Forscher jedoch auch gänzlich neue Körper im Darm entdeckt. Und beim nächsten Gang zum Klo solltest du das Handy weglassen.

Quelle: „Fecal microbiota transfer between young and aged mice reverses hallmarks of the aging gut, eye, and brain“ (Microbiome, 2022)

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