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Klimawandel: Mit einer Auswirkung hat niemand gerechnet – sie betrifft die Schwerkraft

Wer dachte die Erderwärmung würde sich nur in extremem Wetter widerspiegeln, irrt. Studien zeigen, dass sich dadurch auch die Gravitation verändert.

Klimawandel
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Die Auswirkungen des Klimawandels bekommen wir längst auch hierzulande zu spüren. Hitzewellen, Waldbrände, Fluten und sogar Wasserknappheit sind nur einige davon. Dazu kommt aber, dass die schmelzenden Eismassen an den Polen einen ganz unerwarteten Einfluss nehmen. Sie sorgen punktuell für eine verringerten Gravitationskraft der Erde.

Klimawandel: Diese Folge überrascht

Schon 2014 entdeckte die Europäische Weltraumbehörde (ESA) diesen Zusammenhang. Damals startete man Gravity Field and Steady-State Ocean Circulation Explorer (GOCE), um die bis dahin detaillierteste Karte der Schwerkraft zu erstellen.

Zwar war der Satellit ursprünglich gar nicht dafür gedacht, Veränderungen in der Gravitation aufzuzeichnen. Die hochauflösenden Messungen über der Antarktis zwischen November 2009 und Juni 2012 führten allerdings zu diesem Ergebnis, wie Grunge berichtet.

Nachdem Forschende der Technischen Universität München, des Deutschen Geodätischen Forschungsinstituts, der Technischen Universität Delft und vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA die Daten analysiert hatten, bemerkten sie ein Tal im Schwerkraftfeld. Es war bedingt durch den dortigen Verlust an Eismasse.

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Gründe für die verringerte Erdanziehung

Wie die NASA erklärt, liegt das daran, dass die Erdanziehung nicht an jedem Punkt auf unserem Planeten gleich wirkt. Dort, wo eine Ausprägung mehr Masse besitzt, ist auch die Gravitation stärker. Dazu kommt laut MIT Technology Review die Dichte, die für eine größere Anziehung sorgt. Satelliten, die sich Bergen nähern, beschleunigen demnach, während sie langsamer werden, wenn sie sich von Gebirgen wegbewegen.

So habe das Gravitationsfeld aufgrund der verschiedenen im Erdinneren verteilten Materialien Höhen und Täler. Diese bewegen sich zudem wie Sanddünen, weil sie mit Fluten und Ebbe der 71 Prozent Wassermasse auf der Erde einhergehen.

„Die Schwerkraft der Erde wechselt von einem Monat zum nächsten vor allem bedingt durch die Bewegung der Wassermassen auf der Oberfläche.“

Michael Watkins, JPL (NASA)

Da die Erderwärmung, zum Beispiel durch das Verbrennen von Treibstoffen und die Emission von Treibhausgasen, ähnlich wie die Gravitation nicht gleichmäßig verteilt ist, heizen sich die Pole schneller als der Rest des Planeten auf. Schmelzen die dortigen Eismassen, beeinflusst das also unweigerlich die Schwerkraft im betroffenen Gebiet.

Quellen: NASA, ESA, MIT Technology Review, Grunge

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