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Milchstraße: Forscher entdecken jungen Stern – „dürfte es eigentlich nicht geben“

Forschende staunten nicht schlecht, als sie einen sehr jungen Stern in unmittelbarer Nähe zum großen, Schwarzen Loch unserer Milchstraße entdecken. Wie er in der Umgebung existieren kann, ist überaus merkwürdig.

Milchstraße am Nachthimmel
Unsere Milchstraße hält einige Überraschungen für uns bereit. © nyothep - stock.adobe.com

Im Herzen unserer Milchstraße gibt es das Schwarze Loch Sagittarius A* (Sgr A*), das alles umliegende verschlingt. Oder viel mehr: fast alles. Ein Forschungsteam entdeckte nun einen Babystern in seiner unmittelbaren Nähe und stützen. Denn eigentlich dürfte er gar nicht existieren.

Zentrum unsrer Milchstraße ist ein Schwarzes Loch

In der Forschung weiß man, dass die Mitte vieler Galaxien ein Schwarzes Loch bildet. Auch bei unserer Milchstraße ist es nicht anders. Sgr A* unterscheidet sich auch eigentlich nicht von anderen Exemplaren seiner Art. Durch seine extreme Gravitationskraft saugt es jegliches Umstehendes ein. Doch ein junger Stern scheint seinem Schicksal entflohen zu sein.

Der Babystern X3a befindet sich in unmittelbarer Nähe des Schwarzen Lochs und ist mit seinen 10.000 Jahren sogar jünger als die Menschheit. „Den Babystern mit dem Namen X3a dürfte es so nahe am supermassiven schwarzen Loch eigentlich nicht geben.“, erklärt ein Begleitartikel von Informationsdienst Wissenschaft. Aber wie kann es sein, dass er es dennoch tut?

Sternenentstehung eigentlich unmöglich

Der deutsche Astrophysiker an der Universität Köln Florian Peißker und diverse Kolleg*innen haben sich in einer neu erschienenen Studie mit dem Fund in unserer Milchstraße auseinandergesetzt. Normalerweise finden sich daher dieser gravitationsreichen Objekte nur überaus alte Sterne, die den hochdynamische Prozessen und der dominanten Röntgen- wie auch UV-Strahlung standhalten können.

Doch diese Forschungsmeinung wird bereits seit zwanzig Jahren auf die Probe gestellt, da X3a nicht der einzige Stern ist, der sich in diese Gefilde der Milchstraße wagt. In der Wissenschaft beschreibt man dieses Phänomen daher als „Paradox der Jugend“.

Staubwolke nahe von Sagittarius A*

Peißker und Kolleg*innen gehen davon aus, dass sich X3a in einer Staubwolke gebildet hat, die sich um Sgr A* bewegt. Erst im Anschluss soll der Stern sich nahe des Schwarzen Lochs angesiedelt haben.

„In einer Entfernung von nur einigen Lichtjahren vom Schwarzen Loch gibt es eine Region, welche die Bedingungen für Sternentstehung erfüllt. Dieser Ring aus Gas und Staub ist hinreichend kalt und gegen zerstörerische Strahlung abgeschirmt.“

Florian Peißker

Der Babystern verdankt diese Bezeichnung obendrein seinem jungen Alter. Er ist bereits jetzt zehn Mal größer als unsere Sonne und fünfzehn Mal so schwer. Dafür sollen sehr heiße Klumpen in seiner Entstehungsregion in der Milchstraße verantwortlich sein.

James-Webb-Teleskop soll offene Fragen klären

Dass besagte Staubwolken in der Milchstraße zu einem Protostern kollabierten und daraus X3a entstand, erscheint aktuell als die plausibelste Geschichte. Dass jene Wolken in Richtung eines Schwarzen Lochs absacken, deckt sich ebenfalls mit bisherigen Erkenntnissen zu den Objekten.

Nichtsdestotrotz sind laut der Forschenden weitere Untersuchungen notwendig. Es seien bereits Observationen mit dem James-Webb-Weltraumteleskop geplant. Hier will man den Ablauf in unserer Milchstraße, aber auch anderen Galaxien genau beobachten.

Quellen: „X3: A High-mass Young Stellar Object Close to the Supermassive Black Hole Sgr A*“ (The Astrophysical Journal, Februar 2023), Informationsdienst Wissenschaft (idw)

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