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Wilder Vorgang im Weltall: So brutal geht ein Stern mit seinem Planeten um

Im Weltall kann es äußerst rabiat zur Sache gehen. Nun konnte man sogar einen Stern dabei beobachten, wie er beizeiten große Teile der Atmosphäre eines Planeten wegreißt.

Exoplanet wird von einem Stern angestrahlt (grafische Darstellung).
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Das Weltall übt seit jeher eine große und regelrecht romantische Faszination auf die Menschen aus. Tatsache ist jedoch, dass es ein äußerst lebensfeindlicher Ort ist, an dem viele Prozesse mit gewaltigen Kräften ablaufen. Einen solchen Vorgang konnten nun Forscherinnen und Forscher beobachten. Das Phänomen stellt bisheriges Wissen auf die Probe.

Im Weltall: Stern torpediert Planeten

Im Zentrum einer neuen Untersuchung steht ein Zweiergespann aus einem Stern und einem ihn umkreisenden Exoplaneten im Weltall. Der Stern hört auf die Bezeichnung  AU Microscopii oder nur AU Mic und der Planet heißt AU Mic b. Beide befinden sich nur 32 Lichtjahre von der Erde entfernt und das System soll gerade einmal 23 Millionen Jahre alt sein – das ist im kosmischen Sinne sehr jung.

Dadurch werden aber Einblicke in das frühe Leben eines Exoplaneten möglich. In diesem Fall ist seine Nähe zu seinem Stern aber auch sein Verhängnis. Als Roter Zwerg ist AU Mic jung und voller Aktivität. Dabei kommt es zu mehr als sechs Strahlungseruptionen pro Tag und allgemein ist AU Mic b permanenten stellaren Winden und Strahlen ausgeliefert. Dieses Dauerfeuer kostet den Planeten wiederholt Teile seiner Atmosphäre.

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Mysteriöses Verhalten zieht Aufmerksamkeit der Forschung auf sich

AU Mic b ist eigentlich schon seit 2020 bekannt, aber erst jetzt konnte man das Zusammenspiel mit dem Stern beobachten. Dabei fiel auf, dass die atmosphärischen Reste nicht etwa hinter dem Planeten hergezogen werden, während dieser sich auf seiner Umlaufbahn bewegt, sondern sich vor diesem befinden. Außerdem sind sie nur sporadisch zu sehen, als würde man sie ein- und ausschalten. „Als ich das zum ersten Mal sah, dachte ich: Das kann nicht richtig sein,“ erklärt die Wissenschaftlerin Keighley E. Rockcliffe in einem Begleitartikel.

Die Erklärung dafür könnte sein, dass Strahlungseruptionen den Wasserstoff in der Atmosphäre ionisieren, wodurch sie nicht immer sichtbar ist. Und die starken Solarwinde können sie vor den Planten schieben.

AU Mic b könnte wichtige Lücke in Weltraumforschung schließen

Besonders spannend ist jedoch, was mit AU Mic b noch alles passieren wird. Sollte er durch die Vorgänge nämlich schrumpfen, könnte dies eine mögliche Erklärung für die seltsame Lücke bei Exoplaneten liefern. Denn in der Forschung sind Objekte mit einer Größe von 1,5 bis 2 Erdradien unerklärlicherweise selten.

Wie AU Mic b aussehen wird, wenn sich AU Mic beruhigt, ist noch nicht abzusehen, denn etwas Vergleichbares gibt es in unserem Sonnensystem nicht. Auch die exakten Prozesse bleiben noch unklar. Für die Forschung wird dies aber von großer Bedeutung sein: „Zu wissen, wie sich Atmosphären entwickeln und welche Planeten stabile Atmosphären haben werden, ist wichtig für die Entdeckung von Leben“, so Rockcliffe. Zudem würden die Beobachtungen rund um AU Mic und AU Mic b die Modellierung und die Physik planetarer Evolution auf die Probe stellen.

Quellen: „The Variable Detection of Atmospheric Escape around the Young, Hot Neptune AU Mic b“ (The Astronomical Journal 2023), Hubblesite

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