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Mysteriöser Fund im Sonnensystem: Hieran zerbrechen sich Forscher den Kopf

In unserem Sonnensystem scheinen sich etliche unbekannte Objekte zu bewegen. Mit normalen Forschungsinstrumenten scheint man hier jedoch nicht weiterzukommen.

Sonnensystem
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Sonnensystem: Die 8 Planeten im Überblick

Damals benannte man die acht Planeten unseres Sonnensystem noch „wandernden Sterne“: Heute trägt jeder der Planeten einen eigenen Namen.

Auch wenn wir bereits in unfassbare Weiten blicken können, vermag auch unsere direkte galaktische Umgebung noch zu überraschen. Ein neuer Fund am Rand von unserem Sonnensystem zeigt das auf ganz eindrucksvolle Weise. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wissen durch neuste Forschungsergebnisse, dass sich dutzende bisher unbekannter Objekte im Kuipergürtel vor unseren Augen verbergen müssen.

Sonnensystem von Kuipergürtel umrahmt

Der Kuipergürtel ist eine Art breite Scheibe, die unser Sonnensystem wie einen schützenden Wall umgibt. „Er befindet sich in der Hauptsache zwischen etwa 39-fachem Erdabstand und 48-fachem Erdabstand.“, zitiert Welt der Physik den Forscher vom Max Planck Institut Hermann Böhnhardt. Mit dem Erdabstand ist eine Astronomische Einheit (AE) gemeint. Eine AE entspricht dabei dem mittleren Abstand zwischen Sonne und Erde und damit circa 150 Millionen Kilometer.

Der ehemalige Planet Pluto war das erste Objekt, welches entdeckt und dem Kuipergürtel zugeordnet wurde. Heute ordnen wir ihn als Zwergplaneten ein und wissen, dass der Kuipergürtel noch 1.500 weiterer solcher Objekte enthalten muss. Nun vermag eine neue Studie, das Wissen über diese Region unserer Sonnensystems auf den Kopf zu stellen.

So soll der Kuipergürtel über dutzende weitere Objekte verfügen, heißt es in einem wissenschaftlichen Begleitartikel. Das Besondere an ihnen: Sie liegen in einer wesentlich weiteren Entfernung als die bisherigen knapp 50 AE, auf die man den Kuipergürtel begrenzt. Damit wäre die Scheibe, die unser Sonnensystem umgibt, viel tiefer als bisher angenommen – und das um ganze 10 AE. Eine weitere Theorie ist, dass unser Sonnensystem von einem weiteren Ring umgeben wird. Schließlich klafft bisherigen Erkenntnissen zufolge eine riesige Lücke zwischen dem letzten anerkannten Objekt des Kuipergürtels und diesen neuen Objekten.

Analysen der New Horizons-Sonde

Für das Belegen entweder der einen oder der anderen Idee sind aktuell Analysen der Daten von der New Horizons-Sonde in Arbeit. Diese startete ihre Mission bereits im Jahr 2006 und erforscht den Kuipergürtel. Zwar sind viele ihrer Instrumente bereits abgeschaltet, dennoch kann sie hinter den Gürtel „blicken“ und zumindest Staub analysieren. Dieser ist ein verräterisches Anzeichen für Kollisionen von Weltraumobjekten.

Sollte der Kuipergürtel wirklich bei knapp 50 AE enden, müssten die Daten das durch fehlenden Staub belegen. Stattdessen zeichnen sie jedoch das gegenteilige Bild von unserem Sonnensystem. „Und die einfachste Erklärung dafür ist, dass es da draußen noch mehr Dinge gibt, die wir nicht entdeckt haben.“, gibt der Planetenforscher Alan Stern zu bedenken.

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Gegenwind und verlängerte Missionen

Doch die Forschungsgemeinde ist zwiegespalten. Andere Instrumente, wie das Víctor M. Blanco-Teleskop in Chile konnten lediglich ein Objekt jenseits der aktuell anerkannten Grenzen unseres Sonnensystems aufspüren. „Hatten alle Pech? Das kann schon sein, ist aber schwer denkbar“, sagt Pedro Bernardinelli von der University of Washington.

Glücklicherweise hat sich die NASA in diesem Zusammenhang dazu entschieden die Forschungsarbeit von New Horizons bis Ende des Jahrzehnts zu verlängern. Für die Forschenden sind das gute Nachrichten, weil sie so zuversichtlich sind, die aktuellen Bedenken durch Beweise in Luft auflösen lassen zu können. Schulbücher, die bis zu diesem Zeitpunkt entstehen, werden diesen Teil unseres Sonnensystems dann womöglich auf 60 astronomische Einheiten erweitern müssen.

Quelle: Science, Welt der Physik, eigene Recherche

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