Forschende haben eine nahezu perfekte Kugel in unserer Milchstraße entdeckt. Sie gaben ihr den Namen Teleios – vom Griechischen für „perfekt“. Vermutlich handelt es sich dabei um den Überrest einer Supernova. Was das Objekt so besonders macht, ist seine außergewöhnlich gleichmäßige Form. Während die Überreste anderer Supernovae oft unregelmäßig erscheinen, wirkt Teleios fast makellos rund. Beobachtet wurde sie ausschließlich im Radiowellenbereich – weder Röntgenstrahlung noch Infrarotsignale konnte das internationale Forschungsteam feststellen.
Supernova: Überreste werfen Fragen auf
Die Astronominnen und Astronomen entdeckten Teleios mit dem Australian Square Kilometre Array Pathfinder (ASKAP), einem Teleskop, das im Rahmen der großangelegten Himmelsdurchmusterung „Evolutionary Map of the Universe“ arbeitet. Die fast perfekte Symmetrie legt nahe, dass die Explosion in einer sehr ruhigen, gleichförmigen Region des Weltraums stattgefunden hat. Normalerweise verformen interstellares Gas und Staub solche Überreste. Bei Teleios fehlt jede sichtbare Störung, was auf eine besonders gleichmäßige Umgebung schließen lässt.
Das Team stellte im Rahmen seiner auf dem Preprint-Server arXiv veröffentlichten Studie fest, dass es sich um das Ergebnis einer Supernova vom Typ Ia handelt. Diese entsteht, wenn ein Weißer Zwergstern in einem Doppelsternsystem so viel Materie vom Begleitstern ansammelt, dass dieser instabil wird und explodiert. Eine alternative Erklärung wäre eine Supernova vom Typ Iax – eine abgeschwächte Variante, bei der ein Teil des Sterns überlebt. Doch beide Szenarien passen nicht ganz zur Beobachtung, denn insbesondere das Fehlen von Röntgenstrahlung bleibt rätselhaft.
Teleios könnte entweder in einer Entfernung von 2,2 Kiloparsec (ca. 7.200 Lichtjahren) oder 7,7 Kiloparsec (ca. 25.100 Lichtjahren) liegen. Je nachdem würde sich auch ihr Durchmesser unterscheiden – entweder rund 14 Parsec (ca. 46 Lichtjahre) oder 48 Parsec (ca. 157 Lichtjahre). Diese Spanne ergibt sich aus der Schwierigkeit, exakte Entfernungen im All zu bestimmen. Beide Werte sind theoretisch möglich, doch jede Variante erzählt eine andere Geschichte über das Alter und die Entwicklung von Teleios.
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Suche nach dem Ursprungsstern
Auffällig ist, dass sich die Struktur offenbar in einem Bereich mit sehr geringer Dichte entwickelt hat – vermutlich in einer Art wasserstoffarmer Blase. Solche Hohlräume entstehen oft, wenn starke Sternwinde das umliegende Gas wegdrücken. Das erklärt, warum sich Teleios so gleichmäßig ausdehnen konnte. Während viele Überreste mit der Zeit deformiert werden, blieb diese Kugel intakt.
„Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass es sich bei Teleios um einen jüngeren SNR der Sedov-Phase handelt, da diese möglichen Asymmetrien mit zunehmender Ausdehnung von Teleios in das Medium deutlicher hervortreten, oder es könnte auch auf die Ausdehnung in eine isotrope, aber verdünnte Umgebung zurückzuführen sein“, so die Forschenden. Will heißen: Entweder ist Teleios noch jung genug, dass sich mögliche Unregelmäßigkeiten noch nicht zeigen – oder er breitet sich in einer ungewöhnlich gleichmäßigen und extrem dünnen Region des Alls aus, wo nichts da ist, das seine Form stören könnte.
Die Suche nach dem Ursprungsstern blieb bislang erfolglos. Analysen der Gaia-Datenbank lieferten nur einen möglichen Weißen Zwergstern in der Nähe des Zentrums, der jedoch zu nahe scheint, um mit anderen Messergebnissen übereinzustimmen. Auch Hinweise auf einen Begleitstern fehlen. Teleios bleibt damit ein spannendes Rätsel, das weitere hochauflösende Beobachtungen im Radio- und Röntgenbereich erfordert – und vielleicht eines Tages mehr über die stillen Perfektionen im Chaos des Universums verrät.
Quelle: „Teleios (G305.4-2.2) — the mystery of a perfectly shaped new Galactic supernova remnant“ (arXiv, 2025)
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