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Außerirdisches Leben womöglich viel häufiger als gedacht – und intelligent

Sind wir wirklich ein kosmischer Zufall? Eine neue Theorie stellt die Entstehung von Intelligenz auf eine ganz andere Grundlage.

Alien-Finger zeigt auf einen Astronauten.
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Außerirdisches Leben: Wo könnte man es entdecken?

Seit Jahren untersuchen Forschende Objekte im Sonnensystem, auf denen möglicherweise außerirdisches Leben existieren könnte. Der US-amerikanische Astronom Seth Shostak glaubt, dass es sechs Objekte im Sonnensystem gibt, auf denen "Außerirdische" leben könnten.

Lange Zeit galt die Entstehung von intelligentem Leben als etwas Außergewöhnliches – ein unwahrscheinliches Produkt glücklicher Zufälle in einer ansonsten stillen Galaxie. Doch eine neue Studie von Forschenden der Pennsylvania State University und der Ludwig-Maximilians-Universität München stellt diese Annahme infrage. Die zentrale These: Vielleicht ist intelligentes außerirdisches Leben gar nicht so selten. Vielleicht ist es das, was passiert, wenn ein Planet reif dafür ist.

Außerirdisches Leben: Ist Intelligenz unvermeidlich?

Die bereits Anfang 2025 im Fachjournal Science Advances veröffentlichte Arbeit interpretiert die Entwicklung von Leben auf der Erde nicht als Kette unwahrscheinlicher Durchbrüche, sondern als eine natürliche Folge planetarer Reifung. Intelligentes Leben sei kein Wunder, sondern eine reale Möglichkeit – vielleicht sogar eine erwartbare.

„Dies ist ein bedeutender Wandel in der Art und Weise, wie wir über die Geschichte des Lebens denken“, betonte Jennifer Macalady, Professorin für Geowissenschaften an der Penn State University und Mitautorin der Studie. „Sie deutet darauf hin, dass die Entwicklung von komplexem Leben weniger mit Glück zu tun hat als vielmehr mit dem Zusammenspiel zwischen dem Leben und seiner Umwelt, wodurch sich aufregende neue Wege für die Forschung eröffnen, um unsere Ursprünge und unseren Platz im Universum zu verstehen.“

Das wiederum spricht dafür, dass auch intelligentes außerirdisches Leben sehr viel wahrscheinlicher sein könnte als bislang angenommen.

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Genau zur richtigen Zeit

Bislang prägte das sogenannte „Hard-Steps“-Modell unser Verständnis. Es besagt, bestimmte evolutionäre Übergänge – etwa die Entstehung komplexer Zellen, die Entwicklung vielzelliger Organismen oder die Herausbildung von Intelligenz – seien extrem unwahrscheinlich. Der Beweis: Sie geschahen erst sehr spät in der Geschichte der Erde.

Doch die PennState-Studie schlägt vor, das Ganze anders zu sehen. Die Erde war über lange Zeit einfach nicht bereit für solche Entwicklungen. Die Atmosphäre musste erst ausreichend Sauerstoff anreichern, die Meere mussten sich abkühlen, Nährstoffe mussten sich in brauchbarer Form anreichern. All das dauerte. Doch als die Bedingungen endlich stimmten, geschah die Entwicklung komplexen Lebens fast zwangsläufig.

Diese Sicht wird von anderen aktuellen Studien unterstützt. Klimamodelle, die Gregory Cooke und seinem Team im März 2025 auf der Preprint-Plattform EGUsphere veröffentlichten, zeigen zum Beispiel, wie Sauerstoff als eine Art „Ventil“ fungierte, das den Wasserverlust der Erdatmosphäre regulierte – ein entscheidender Faktor für die langfristige Bewohnbarkeit des Planeten. Solche planetaren Rückkopplungen könnten erklären, warum die Evolution bestimmter Lebensformen eben nicht zufällig, sondern an planetare Entwicklungen gebunden ist. Das gilt für die Wesen auf der Erde ebenso wie für außerirdisches Leben.

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Blick ins All – und zurück zur Erde

Während wir auf der Erde versuchen zu verstehen, wie Leben entsteht, liefert das James-Webb-Weltraumteleskop faszinierende Einblicke in ferne Welten. Besonders der Exoplanet K2-18b, etwa 124 Lichtjahre entfernt, sorgt für Aufsehen. Dort haben Forschende im Jahr 2024 Hinweise auf Methan und Kohlendioxid in der Atmosphäre gefunden – und möglicherweise auch auf Dimethylsulfid, ein Molekül, das auf der Erde fast ausschließlich von biologischen Organismen produziert wird.

Das ist noch kein Beweis für außerirdisches Leben, aber ein starkes Signal: Die chemischen Voraussetzungen für biologische Prozesse könnten auch anderswo entstehen, ganz im Sinne des Modells von Mills und Kolleg*innen. Und vielleicht verlaufen dort ähnliche Entwicklungswege – nur in anderem Tempo.

Auch im Kleinen, in Laborversuchen, entstehen neue Hinweise darauf, dass das Leben gar nicht so schwer in Gang zu bringen ist. So simulierte ein Forschungsteam um Vijay Ravisankar Bedingungen in Gesteinsporen nahe heißer Tiefseequellen – also in genau jener Umgebung, in der Leben auf der Erde möglicherweise entstanden ist. Die Forschenden präsentierten ihre Arbeit 2024 im Rahmen der Goldschmidt-Konferenz.

Das Ergebnis: In diesen mikroskopischen Hohlräumen bildeten sich gleichzeitig zellartige Membranen und erste Replikationsprozesse für DNA. Zwei der vielleicht wichtigsten Voraussetzungen für Leben – spontan entstanden, nebeneinander, unter natürlichen Bedingungen. Was früher als „harter Schritt“ galt, wirkt unter diesen Bedingungen plötzlich ganz plausibel.

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Unser Universum – gar nicht so fein abgestimmt?

Die Frage, ob irgendwo im Universum anderes intelligentes Leben existiert, beschäftigt uns seit Jahrzehnten. Und auch hier entwickelt sich gerade einiges. Im Rahmen einer aktuellen Studie für das SETI-Programm durchforsteten Forschende um David Zhang im Jahr 2025 über 100 Milliarden Radiosignale aus Teleskoparchiven – mithilfe von künstlicher Intelligenz.

Zwar wurde kein eindeutiges Signal gefunden, doch die Methode war deutlich effektiver als frühere Ansätze. Immer mehr Frequenzbereiche lassen sich immer genauer analysieren. Vielleicht haben wir andere Zivilisationen bisher nicht gefunden, weil wir noch nicht richtig hingesehen haben.

Selbst kosmologische Modelle stützen die Idee, dass Leben nicht an eine außergewöhnlich genaue Abstimmung physikalischer Konstanten gebunden sein muss. Eine Studie von Daniele Sorini und seinem Team zeigte: Auch wenn die sogenannte Dunkle Energie – eine fundamentale Kraft im Universum – zehn- oder sogar hundertfach stärker wäre als bei uns, könnten noch viele Sterne entstehen. Und mit ihnen: viele Planeten, viele Chancen für intelligentes außerirdisches Leben.

Quellen: „A reassessment of the “hard-steps” model for the evolution of intelligent life“ (Science Advances, 2025); Pennsylvania State University; „The Oxygen Valve on Hydrogen Escape Since the Great Oxidation Event“ (EGUsphere, 2025); Goldschmidt; „Using anomaly detection to search for technosignatures in Breakthrough Listen observations“ (arXiv, 2025); „The impact of the cosmological constant on past and future star formation“ (Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, 2024)

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