Die Entstehung eines neuen Sonnensystems verläuft in mehreren Phasen: Nach der Bildung eines Sterns entwickelt sich eine rotierende Scheibe aus Gas und Staub um ihn herum. Aus diesem Material verklumpen Staubpartikel allmählich zu Planeten, die zusammen mit dem Stern ein neues Sonnensystem bilden. Ein Forschungsteam hat nun die aller ersten festen Bausteine einer Planetenentstehung direkt beobachtet.
Sonnensystem: Früheste Phase der Planetenbildung entdeckt
Frühere Studien zeigten bereits spätere Stadien der Planetenentstehung, doch Wissenschaftler*innen vermuteten, dass der Prozess noch viel früher beginnt. Daher konzentrierte sich ein internationales Team um Professorin Melissa McClure (Universität Leiden) gezielt darauf, das allererste Stadium zu erforschen.
Im Fokus stand der junge Stern HOPS-315, der rund 1300 Lichtjahre von der Erde entfernt liegt, wie eine Pressemitteilung der Europäischen Südsternwarte (ESO) offenbart. Zur Beobachtung nutzten die Wissenschaftler*innen das James Webb Space Telescope (JWST) und das ALMA-Observatorium der Europäischen Südsternwarte (ESO). Das JWST ist das bislang größte und leistungsstärkste Weltraumteleskop, das vor allem im Infrarotbereich hochauflösende Daten liefert. ALMA beeindruckt durch 66 bewegliche Antennen, die gemeinsam besonders detaillierte Aufnahmen im Millimeter- und Submillimeter-Wellenlängenbereich ermöglichen.
Dank dieser Kombination konnten die Forschenden erstmals verfolgen, wie heiße Mineralien in der protoplanetaren Scheibe um HOPS-315 langsam zu festen, kristallinen Partikeln erstarren – die allerersten Bausteine für spätere Planeten.
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Bedeutung für die Wissenschaft
Diese Beobachtung ist einzigartig: Erstmals wurde ein Planetensystem in einer so frühen Entwicklungsphase außerhalb unseres Sonnensystems direkt nachgewiesen. Das eröffnet einen bislang nie da gewesenen Blick in die Entstehungszeit unseres eigenen Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren.
Astronomin Elizabeth Humphreys hebt in einer separaten Pressemitteilung der ESO hervor, dass HOPS-315 als Modell dienen kann, um die komplexen Prozesse der Planetenbildung besser zu verstehen: „Diese Studie ist sehr beeindruckend. Sie zeigt, wie wir die Anfänge unseres Sonnensystems durch Beobachtungen eines fernen Sterns rekonstruieren können.“
Quelle: Europäische Südsternwarte (ESO)
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