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Einsame Menschen: Sie sehen die Welt anders als andere laut neuer Studie

Viele Menschen auf der Welt leiden unter Einsamkeit und können dieses Gefühl auch dann nicht abschütteln, wenn sie in Gesellschaft anderer sein. Eine neue Studie zeigt, woran das liegen könnte.

Frau sitzt einsam und gedankenverloren an einer Wand.
© Photographee.eu - stock.adobe.com

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Obwohl dank moderner Technologien Kontakte nur noch ein paar Klicks und Nachrichten entfernt sind, leiden viele Menschen unter Einsamkeit. Dabei sind sie nicht nur unfreiwillig allein – es können erhebliche mentale wie auch körperliche gesundheitliche Risiken daraus erwachsen. Für eine neue Studie schauten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darauf, was im Gehirn bei selbst wahrgenommener Einsamkeit passiert.

Einsamkeit: Jeder nimmt die Umwelt ganz individuell wahr

Menschen sind soziale Lebewesen, weshalb sich ausbleibender Kontakt zu anderen über einen längeren Zeitraum negativ zeigt. Dann kann es sein, dass einem das Gefühl der Einsamkeit und das Missverstanden-Werdens befällt. Um das Phänomen näher zu untersuchen, hat nun eine Forschungsgruppe der University of California, Los Angeles Gehirnscans verschiedener Personen unternommen.

Bei ihrer neuen Studie stellten sie eines fest: Die Gehirne von nicht einsamen Menschen zeigen allesamt ähnliche Aktivitäten auf. Das weist darauf hin, dass sie ihre Umwelt also ähnlich wahrnehmen. Bei einsamen Personen ist es aber ganz anders: Nicht nur unterscheiden sich deren Ergebnisse insgesamt von denen der nicht einsamen, sondern auch noch untereinander.

Jeder einsame Mensch weist also ganz eigene Unterschiede in seiner Wahrnehmung auf und wie sein Gehirn Umweltreize verarbeitet. Dies, so die Forscherinnen und Forscher, könnte nur noch stärker zur Einsamkeit beitragen.

Auch gut zu wissen: Einsamkeit ist kein schönes Gefühl – und obendrein auch gefährlich. Tatsächlich kann soziale Isolation Krankheiten fördern.

Mit Videoclips und sentimentaler Musik der Einsamkeit auf der Spur

Die federführende Wissenschaftlerin Elisa Baek und ihr Team wollten herausfinden, ob etwas an dem berühmten Zitat aus Tolstois Roman „Anna Karenina“ dran sei: „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“ Dazu wurden 66 Studentinnen und Studenten erst befragt und dann näher untersucht. Dabei sollten sie Videos mit sozialen Interaktionen sehen und sentimentale Musik hören, die bestimmte Emotionen hervorrufen sollte.

Anschließend schaute man sich Veränderungen in der Blutzufuhr von Hirnregionen an, die für Sozialisierung und Gefühle zuständig sind. Die Beobachtungen verglich man dann – einsame Menschen mit nicht einsamen, und jeweils zwei der gleichen Kategorie.

Einsam trotz sozialen Kontakten

Die Unterschiede zwischen einsamen und nicht einsamen Menschen sollen den Resultaten nach signifikant sein. Die Unterschiede innerhalb der Gruppe der einsamen sind aber nicht nur ähnlich, sondern tatsächlich sogar noch stärker als gegenüber den nicht einsamen Personen.

Da sie sich weniger verstanden fühlen werden, könnte es ihre Einsamkeit verstärken – allerdings kann nicht sicher gesagt werden, ob es sich dabei tatsächlich um eine Ursache oder um eine Wirkung von Einsamkeit handelt. Auch zeigte sich, dass soziale Aktivitäten keinen Einfluss auf das Gefühl der Einsamkeit hatten.

Baek und ihr Team schlagen weitere Nachforschungen vor. In diesen könnte man dann versuchen herauszufinden, welche Aspekte in der Wahrnehmung einsamer Menschen genau so individuell ausfallen.

Quelle: „Lonely Individuals Process the World in Idiosyncratic Ways“ (Psychological Science 2023)

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