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Fleisch aus Deutschland: Vorsicht vor dieser Sorte – sie könnte verseucht sein

Laut einer neuen Studie sind deutsche und österreichische Wildschweine aus bestimmten Gegenden überraschend stark radioaktiv kontaminiert. Die Herkunft der Strahlung überrascht, der Verzehr ihres Fleischs ist gesundheitsgefährdend.

Ein Wildschweinbraten mit Schweizer Rösti in Rotweinsauce.
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Die Strahlungsschäden von Tschernobyl und Fukushima

Das sind Strahlungsschäden der Atomkraftwerk-Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima.

Currywurst, Döner, Steak oder Burger – für viele in Deutschland lebende Menschen gehört Fleisch täglich wie selbstverständlich auf den Teller. Zu den eher gehobeneren Speisen in diesem Zusammenhang gehört der Verzehr von Wildschweinfleisch. Allerdings sollte man aktuell Vorsicht walten lassen, sollte es aus bestimmten Regionen kommen. Laut einer neuen Studie gibt es derzeit viele Tiere in unseren Breitengraden, die radioaktiv verseucht sind.

Fleisch: Verstrahlte Wildschweine in Deutschland gefunden

Eine Forschungsgruppe der Leibniz Universität in Hannover und der Technischen Universität von Wien hat für eine neue Untersuchung mit Jägerinnen und Jägern zusammengearbeitet, um dem „Wildschweinparadoxon“ nachzuspüren und warum das überhaupt existiert. Dazu sammelte man Fleisch wilder Tiere aus Süddeutschland.

Das Paradoxon beschreibt den Umstand, dass freilebende Wildschweine in Deutschland und Österreich vor allem in südlicheren Gefilden immer noch sehr hohe Werte radioaktiver Strahlung aufweisen, während es anderswo und bei anderen Tieren weit weniger der Fall ist. Als logische Erklärung galt lange Zeit die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl von 1986, die die europäische Fauna auch für lange Zeit danach durch die immensen ausgetretenen Strahlungsmengen belastete.

Doch während sich seitdem viele Tierarten davon erholen, scheint es bei den Wildschweinen nicht der Fall zu sein. Bei ihnen stellte man Mengen der radioaktiven Isotope Caesium 135 und 137 fest, die weit über den zulässigen Grenzwerten für den Verzehr liegen. Laut des Bundesamtes für Strahlenschutz hätten schon vorherige Messungen Werte von mehreren 1.000 Becquerel pro Kilogramm Fleisch ermittelt – für den Lebensmittelhandel sind maximal 600 Becquerel erlaubt. In Einzelfällen wurde diese Grenze sogar um mehr als das Zehnfache überschritten.

Auch interessant: Für gewöhnlich wird es gebraten, geräuchert oder gekocht. Aber was würde beim Verzehr von rohem Fleisch passieren? Wir sagen es dir.

Atombombentests tragen zur Kontamination bei

Aber warum ist die Strahlenbelastung weiterhin so hoch? Wildschweine suchen unter anderem unterirdisch nach Nahrung, wo sich Radioaktivität im Futter wiederfinden kann. Wie die Forscherinnen und Forscher anhand der Isotop- Verhältnisse erkennen konnten, stammt einiges davon immer noch aus Tschernobyl. Allerdings fanden sie überraschend noch eine andere Quelle.

Tatsächlich entdeckten sie klare Hinweise auf Strahlung, die schon in den 60er-Jahren bei Atombombentests freigesetzt wurde. Dieses Caesium hat es ebenfalls in die Nahrung der Tiere geschafft und soll allein für gesundheitsschädliche Strahlenniveaus sorgen. Insgesamt soll der Anteil aus nuklearen Waffentests in den Tieren zwischen zehn und 68 Prozent liegen.

Mehr Studien zur Verbreitung von Caesium notwendig

Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist damit klar, dass alte Atombombentests eine noch nicht genug beachtete Quelle für radioaktive Kontamination sind. Zudem scheint eine Mischung verschiedener Strahlungsquellen langlebiger und gefährlicher zu sein, als wenn es nur um einen einzigen Ursprung ginge.

Ist Caesium einmal freigesetzt, kann es Jahrzehnte in der Umwelt bleiben und einen Weg in Nahrungsketten und damit auch in Fleisch finden. Weitere Freisetzung radioaktiven Materials wird das Problem nur verschärfen. Von daher sei es wichtig, den biogeochemischen Kreislauf von Caesium und dessen Auswirkungen besser zu verstehen.

Wie der Deutsche Jagdverband 2019 schrieb, stammt das meiste Fleisch vom Wildschwein aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Das und die niedrigeren Zulassungswerte bei Lebensmitteln sollten sicherstellen, dass man zu stark verstrahltem Fleisch womöglich nicht begegnet. Wer aber besonders im Süden selbst auf die Pirsch geht, sollte vom Verzehr absehen.

Quellen: „Disproportionately High Contributions of 60 Year Old Weapons-137Cs Explain the Persistence of Radioactive Contamination in Bavarian Wild Boars“ (Environmental Science & Technology 2023), Bundesamt für Strahlenschutz, Deutscher Jagdverband

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