Nicht immer spielt unser Gehirn so mit, wie es der Situation vielleicht idealerweise angemessen wäre. Glaubt man dem Forscher Kevin Wood, kannst du dem augenblicklich schon mit drei simplen Aktivitäten im Alltag entgegenwirken.
Gehirn: Das bringt sofort Schwung ins Denken
Wood ist ein in Harvard ausgebildeter Neurowissenschaftler und empfiehlt gegenüber der New York Post ganz generell drei einfache Methoden, um das Gehirn fit zu halten. Dazu gehören die Klassiker gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und regelmäßige Bewegung. Darüber hinaus gibt es ihm zufolge allerdings auch ein paar simple Extra-Hacks.
Wichtig sind solche Booster vor allem, weil das Organ mit dem Alter immer schwächer wird. Das hat spürbare Auswirkungen, wie die Verringerung des Gehirnvolumens, eine weniger effektive Kommunikation zwischen den Neuronen und eine geringere Durchblutung. Am Ende können sich diese Veränderungen auf deine Fähigkeit zu lernen, dein Gedächtnis, die Verarbeitungsgeschwindigkeit und andere kognitive Funktionen auswirken.
Lesetipp: Erstmals wurde ein totes Gehirn wiederbelebt
#1 Kaugummi kauen
Das Kauen von Kaugummi kann dem Gehirn laut Wood auf mehreren Ebenen zugutekommen, auch wenn die genauen Abläufe noch nicht abschließend erforscht sind. Eine wissenschaftliche Untersuchung deutet beispielsweise darauf hin, dass durch das Kauen der Blutfluss angeregt wird. Dadurch erhalten Hirnregionen wie der Hippocampus und der präfrontale Kortex – die für Lernprozesse und Erinnerungen entscheidend sind – mehr Sauerstoff und Glukose. Diese verbesserte Durchblutung kann sich auch positiv auf Aufmerksamkeit, Konzentration und das allgemeine Stressempfinden auswirken.
Laut Woods sollte man zu einem Kaugummi greifen, der geschmacklich überzeugt, nicht zu schnell auslaugt und auch bei längerem Kauen stabil bleibt. Aus zahnmedizinischer Sicht wiederum ist ein zuckerfreier Kaugummi besonders empfehlenswert, da er die Zähne schont.
Mögliche Effekte:
- Kurzfristige Verbesserung der Konzentration (zum Beispiel bei monotonen Aufgaben)
- Stressminderung, das heißt bessere geistige Leistungsfähigkeit
- Möglicher Langzeiteffekt auf Lernen oder Gedächtnis (ist allerdings nicht eindeutig belegt)
#2 Rückwärts laufen
„Rückwärtsgehen fördert die Gesundheit des Gehirns, indem es das Gehirn herausfordert, die Aufmerksamkeit fokussiert und die neuronalen Verbindungen stärkt, während es möglicherweise neue Bahnen bildet“, erklärt Wood weiter. „Studien haben ergeben, dass das Rückwärtsgehen die kognitive Kontrolle stärkt und sogar das Abrufen von Erinnerungen verbessert.“
Empfehlenswert dabei ist, langsam anzufangen und einen Weg zu wählen, der keine Hindernisse und unebenes Pflaster aufweist. Beim Laufen solltest du Kopf und Oberkörper aufrecht halten, deine Körpermitte anspannen und mit den Zehen zuerst zu treten. Vergiss dabei aber nicht, auf die Umgebung zu achten.
Mögliche Effekte:
- Erhöht die kognitive Beanspruchung durch ungewohnte Bewegungsmuster
- Fördert sensorisch-motorische Vernetzung im Gehirn
- Kann Arbeitsgedächtnis und ausführende Funktionen kurzzeitig verbessern
#3 Summen
Durch Summen lässt sich Anspannung mindern und ein Zustand der Ruhe fördern. Das geht, weil dabei der Vagusnerv angeregt wird – ein komplexes Netzwerk aus mehr als 200.000 Nervenfasern, das das Gehirn mit lebenswichtigen Organen verknüpft. Einer Studie zufolge gibt es außerdem Hinweise darauf, dass das Summen den Gehalt an Stickstoffmonoxid in der Nase erhöhen kann, was unter Umständen die Hirndurchblutung anregt und die Stimmung positiv beeinflusst.
„Studien an Chorsängern zeigen eine verbesserte Herzfrequenzvariabilität und kognitive Funktionen“, sagt Woods. Zudem trainiere die Atemkontrolle, die für anhaltende Töne erforderlich ist, dieselben neuronalen Netzwerke, die auch an der Aufmerksamkeitssteuerung beteiligt sind.
Mögliche Effekte:
- Aktiviert den Vagusnerv, was das Nervensystem beruhigt
- Reduziert Stress und Angst, verbessert also indirekt die Denkfähigkeit
- Fördert Sauerstoffversorgung durch Nasenatmung und Stickstoffmonoxid
Quellen: New York Post, „Cognitive advantages of chewing gum. Now you see them, now you don’t“ (Appetite, 2011), „Body locomotion as regulatory process: stepping backward enhances cognitive control“ (Psychological Science, 2009), „It takes me back: The mnemonic time-travel effect“ (Cognition, 2019), „Music structure determines heart rate variability of singers“ (Frontiers in Psychology, 2013), „Humming greatly increases nasal nitric oxide“ (American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine, 2002)
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