Ein abgelegenes Stück Wüste im Nordwesten Australiens, orangefarbenes Gestein, flirrende Hitze – und mitten darin: Spuren eines gewaltigen Einschlags aus längst vergangener Zeit. Der Krater in der Pilbara-Region war lange als der älteste der Welt bekannt. Frühere Untersuchungen schätzten sein Alter auf 3,47 Milliarden Jahre. Damit hätte er als echtes Überbleibsel der jungen Erde gegolten. Doch eine neue Studie rückt dieses Bild zurecht. Forschende der Harvard University und der Curtin University haben den Krater nun genau unter die Lupe genommen – mit überraschendem Ergebnis: Der Einschlag ist deutlich jünger und der Krater viel kleiner als bisher angenommen.
Krater nicht so alt wie gedacht
Statt eines 100 Kilometer großen Kraters aus der Frühzeit der Erde zeigt sich heute: Die sogenannte Miralga-Struktur entstand erst vor etwa 2,7 Milliarden Jahren – und ist mit etwa 16 Kilometern Durchmesser vergleichsweise klein. Das geht aus einer Forschungsarbeit hervor, die das Team vor wenigen Tagen im Fachjournal Science Advances veröffentlichte.
Der Beweis dafür liegt der Studie nach in den Gesteinen selbst. In der Region finden sich sogenannte Shatter Cones – kegelförmige Bruchmuster, die entstehen, wenn eine gewaltige Druckwelle durch Gestein rast. Besonders entscheidend: Diese Strukturen wurden auch in jüngeren Gesteinsschichten entdeckt, die erst vor 2,77 Milliarden Jahren entstanden sind. Damit war klar: Der Einschlag muss später erfolgt sein.
Ein 16-Kilometer-Krater richtet keine globalen Veränderungen an. Er hat keine Kontinente geformt und vermutlich auch kein Leben beeinflusst. Und doch ist Miralga etwas Besonderes: Die betroffenen Gesteine – darunter der 3,47 Milliarden Jahre alte Mount Ada Basalt – zählen heute zu den ältesten bekannten Gesteinen, die durch einen Meteoriteneinschlag verändert wurden. Noch faszinierender: In ihnen entdeckten die Wissenschaftler*innen das Hochdruck-Mineral Titan(IV)-oxid-II (TiO₂-II, auch Srilankit genannt) – ein klares Zeichen für extreme Einschlagsbedingungen mit über 12 Gigapascal (GPa) Druck.
Auch interessant: Außerirdisches Leben womöglich viel häufiger als gedacht – und intelligent
Dem Mars so nah
Besonders interessant ist Miralga auch für die Planetologie. Die Region weist viele Ähnlichkeiten mit der Marsoberfläche auf: Basaltgestein, von Wasser verändert, uralt und geologisch spannend. Genau deshalb gilt Miralga heute als idealer Testort für Mars-Missionen. Alec Brenner, Leiter der Studie sowie Postdoc für Erd- und Planetenwissenschaften an der Universität Yale, und Aaron Cavosie, Senior Lecturer an der Fakultät für Erd- und Planetenwissenschaften der Curtin University, ordneten ihre Ergebnisse in einem begleitenden Beitrag für The Conversation weiter ein:
„Die meisten Basalte dort entstanden vor 3,47 Milliarden Jahren, was sie zu den ältesten bekannten erschütterten Zielgesteinen macht. Vor dem Einschlag waren diese alten Basalte durch Meerwasser chemisch verändert worden. Die Sedimentgesteine in der Nähe enthalten auch die frühesten bekannten Fossilien der Erde. Solche Gesteine bedeckten wahrscheinlich einen Großteil der frühen Erde und des Mars.“
Forschende hoffen, dort Instrumente und Methoden erproben zu können, die später auf dem Mars eingesetzt werden – etwa um Hinweise auf frühere Einschläge oder Spuren von Leben zu finden.
Auch interessant: Mysteriöses Signal aus dem All entdeckt: „Lied“ führt Forscher zu bislang unbekannte Strukturen
Lebensformen im Gestein
Noch ein Grund, warum dieser Ort so faszinierend ist: In der Umgebung des Kraters wurden bereits vor Jahren einige der ältesten bekannten Spuren irdischen Lebens entdeckt – darunter Stromatolithen und Mikrofossilien, über 3,4 Milliarden Jahre alt. Sie entstanden lange vor dem Einschlag, könnten durch ihn aber verändert worden sein.
Das macht Miralga zu einem spannenden Ort für alle, die sich mit der Frage beschäftigen, wie Einschläge mit der Entstehung und Erhaltung von Leben zusammenhängen – auf der Erde und vielleicht auch auf dem Mars.
Quellen: „Geology and Mars analog potential of the <2.7-billion-year-old Miralga impact structure, North Pole Dome, Pilbara Craton, Australia“ (Science Advances, 2025); The Conversation
Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.