Veröffentlicht inDigital Life

Ärzte: Gegen Vernetzung auf Kosten der Patienten

Beim Deutschen Ärztetag wird vor den Risiken einer unüberlegten Vernetzung des Gesundheitswesens gewarnt. Die Digitalisierung ist aber alternativlos.

Proteste gegen die Einführung der Elektronischen Krankenkarte beim Ärztetag 2007
Schon seit Jahren wehren sich die deutschen Ärzte gegen die zunehmende Vernetzung im Gesundheitswesen. Foto: imago

Der Trojaner „Wannacry“ sorgte vor wenigen Wochen für Aufruhr, als auf der ganzen Welt Rechner mit Ransomware infiziert wurden. Dabei wurden nicht nur Privatunternehmen von den Hackern angegriffen, sondern auch staatliche Institutionen wie die Deutsche Bahn oder der Nationale Gesundheitsdienst (National Health Service) des Vereinigten Königreichs. Mehrere britische Krankenhäuser wurden dadurch ins Chaos gestürzt und mussten zum Teil sogar Patienten abweisen.

Deutscher Ärztetag diskutiert Digitalisierung

Fragen der Digitalisierung und des Datenschutzes wurden auch beim 120. Deutschen Ärztetag diskutiert. Dort sieht man Anlass zur Sorge, denn es kann davon ausgegangen werden, dass „Wannacry“ nicht die letzte Hacker-Attacke dieser Sorte gewesen ist. Durch Cyberangriffe auf Arztpraxen oder Krankenhäuser sei die Sicherheit der Patienten gefährdet – durch die zunehmende Digitalisierung würde die Gefahr noch zusätzlich erhöht.

Wie der Deutsche Ärztetag in einer Mitteilung verkündete, gehe es dabei nicht um die Ablehnung digitaler Methoden, sondern darum, dass die Neuerungen nicht zusätzlichen bürokratischen Aufwand oder Nachteile für die Patienten mit sich bringen. Die Probleme könnten nur gelöst werden, wenn die Ärzteschaft in der Entwicklung digitaler Strategien berücksichtigt werde.

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Sorge um Patientendaten

Die Bedenken der Ärzte sind nicht neu. Schon seit Jahren kritisieren sie die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung im Gesundheitswesen. Tatsächlich ist die Forderung nach mehr Datensicherheit angesichts der letzten größeren Cyber-Attacken nicht unbegründet. Die Bundesärztekammer sieht sogar das Patientengeheimnis in Gefahr, wenn etwa der Online-Rollout der elektronischen Gesundheitskarte (eGK), der für 1. Juli 2017 geplant ist, missglückt.

Über kurz oder lang bleibt die Digitalisierung alternativlos. Zu reizvoll der Gedanke des gläsernen Patienten, dessen Daten einfach, bequem und unbürokratisch abgeglichen und analysiert werden können. Das ist mittlerweile auch auf dem Deutschen Ärztetag Konsens – einzig wer Geschwindigkeit und Strategie vorgibt, darüber will man noch diskutieren.

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