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Telefonbetrug: Darum solltest du dir jetzt ein Wort dringend einprägen

Es ist Vorsicht vor einem besonders perfiden Telefonbetrug geboten. Mithilfe von Stimmmanipulation könntest auch du in die Falle tappen.

Unbekannter Anrufer auf dem Handydisplay
© Christian Horz - stock.adobe.com

Enttarnen von Phishing-Mails // IMTEST

Jeder hat schon einmal eine Phishing-Mail bekommen – und vielleicht nicht direkt erkannt. Immerhin geht es hier um gezielten Betrugsversuch.

Für einen erfolgreichen Telefonbetrug müssen es die Kriminellen schaffen, dass ihre Opfer unüberlegt handeln. Dazu erschaffen sie enorme Stresssituationen und geben sich etwa als mahnende Behörden auf. Da diese Methode jedoch inzwischen weitläufig bekannt ist, versucht man es mit immer krasseren Methoden. Wer wäre nicht bereit zu zahlen, wenn es etwa um das Wohlergehen der eigenen Tochter oder des Sohnes gehen würde? Mithilfe von KI sind Betrüger*innen inzwischen in der Lage die Stimmen deiner Kinder zu fälschen. Dazu genügt schon eine klitzekleine Stimmprobe.

Telefonbetrug nutzt geklonte Stimme – Mittäter ist KI

„Fortgeschrittene Tools der Künstlichen Intelligenz verändern die Spielregeln für Cyberkriminelle. Jetzt können sie mit sehr geringem Aufwand die Stimme einer Person klonen und einen engen Kontakt dazu verleiten, Geld zu schicken“, erklärt Steve Grobman, CTO von McAfee das neuartige Phänomen.

Es gibt inzwischen etliche Programme, die mit nur einer einzigen Stimmprobe den Klang einer vertrauten Person imitieren können. Gelangt man durch eine Sprachnachricht, einen Anrufmitschnitt oder Ähnliches an eine Klangprobe, lässt sich sehr leicht ein solches Stimmprofil erstellen.

Das Sicherheitsunternehmen McAfee erklärt weiterhin, dass man auch in Deutschland vor der Masche nicht sicher ist. Mindestens die Hälfte aller erwachsenen Staatsbürger*innen teilt die eigene Stimme circa einmal die Woche online oder in sozialen Medien. Die Software oder KI sagt dann alles in der Stimme der Person, etwa auch „Oma, hilf mir, ich brauch dringend Geld“.

„Es war definitiv das Gefühl von Angst“

So erging es zumindest der Rentnerin Ruth Card. Vor einiger Zeit meldete sich ihr Enkel Brandon bei ihr. Als die Frau den Hörer abnahm, war sie sofort alarmiert. „Es war definitiv dieses Gefühl von … Angst“, sagte sie. „Dass wir ihm jetzt helfen müssen.“ Zu diesem Zeitpunkt wusste sie noch nicht, dass es sich hierbei um einen Telefonbetrug handelt, erklärt sie der Washington Post. Trotz ähnlich klingender Stimme war Brandon nie am anderen Ende der Leitung.

Die KI-Show am Telefon kostete Ruth und ihrem Mann 3.000 kanadische Dollar. „Wir waren davon überzeugt, dass wir mit Brandon sprachen“, erklärt das Pärchen abschließend. Es ist naheliegend, dass in diesem Fall eine kleine Stimmprobe von wenigen Sätzen dabei geholfen hat, den Telefonbetrug zu ermöglichen.

Anwalt empfiehlt clevere Methode

In Amerika gehört die Stimmmanipulation beim Betrug via Smartphone bereits zu den beliebtesten Methoden unter den Kriminellen. Auch in Deutschland häufen sich die Betrugsfälle.

Laut McAfee sind bereits 75 Prozent aller deutschen Opfer von KI-Telefonbetrug auf die Masche hereingefallen. Laut den Expertinnen und Experten reichen schon drei Sekunden Audiomaterial, um die Stimme zu klonen und sie durch KI sagen zu lassen, was man will.

Das weiß auch Tim Hendrik Walter, beziehungsweise in den sozialen Netzwerken als Herr Anwalt bekannt. In einem Instagram Reel klärt der Anwalt über die Masche auf und empfiehlt mit Freunden und Bekannten ein Safeword festzulegen.

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

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Dieses soll dann dazu dienen in echten Gefahrensituationen genannt zu werden. So können Eltern, Freunde oder Partner*innen unterscheiden, dass es sich um eine wirkliche Bedrohung und keinen Telefonbetrug handelt.

Ein Safeword kann beispielsweise schon die Anrede sein. Gibt deinem Partner einen ungewöhnlichen Kosenamen oder nenne deine Mutter „Mami“ statt „Mama“. Wichtig ist, dass du dein Umfeld darüber informierst, sodass sie wissen, dass du es bist. Du selbst musst dir euer Safeword natürlich auch merken.

Tipp gut, Umsetzung schwierig

Genau hier befindet sich natürlich auch die Krux. Bei Anfragen am Telefon nach Geld, weil man den Flug verpasst hat und einen neuen buchen oder anderweitig flüssig sein muss, kann man sich auch auf andere Weise verifizieren. Verwandte und Freunde sollten etwa spätestens dann hellhörig werden, wenn ein anderes Bankkonto als gewöhnlich angegeben wird.

Doch wird der Telefonbetrug noch perfider und täuscht man echte Angst und Gefahr vor, wäre es für die Person am anderen Ende der Leitung nur natürlich, eben nicht auf ein Safeword zu warten, sondern sofort zu reagieren. Das gleiche gilt für dich selbst. Bist du gerade wirklich in Gefahr und brauchst Geld um nach Hause zu kommen, wäre es eine Zumutung, dich an das Safeword erinnern zu müssen.

Anzeichen für Telefonbetrug berücksichtigen

Achte daher darauf, dass du die sonstigen Anzeichen im Blick behältst. Natürlich rufen die Kriminellen nicht mit der echten Nummer deiner Tochter oder deines Enkels an. Parallel einen Anruf zu tätigen, kann den Betrug oft aufklären. Weniger auffällig ist es, eine schnelle WhatsApp-Nachricht beim laufenden Telefonat zu schreiben.

Weiteres Indiz für den Telefonbetrug sind eine wilde Herleitung der Gefahrensituation sowie die Angabe eines unbekannten Kontos – häufig auch im Ausland.

Hinterfrage zudem, ob deine Tochter oder dein Sohn wirklich so klingen. Sind die Worte fremdartig, entstehen nach Rückfragen lange Pausen und mehr, könntest du gerade zum Opfer von KI-Telefonbetrug werden.

Quelle: The Washington Post, Instagram/Herr Anwalt, McAfee

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