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Israel-Krieg: Anonymous Sudan legt zahlreiche Webseiten lahm

Der Nahost-Konflikt ist eines der wohl sensibelsten politischen und gesellschaftlichen Dauerthemen, die es so gibt. Ähnlich undurchsichtig ist der Eingriff durch Anonymous Sudan in das Geschehen.

Die Flaggen Palästinas und Israels
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Anonymous: Was steckt hinter dem berüchtigten Kollektiv?

"We are Anonymous. We are legion. We do not forgive. We do not forget. Expect us!”Unter diesem Motto steht nahezu jeder Auftritt des undurchsichtigen Kollektivs. Doch was genau steckt denn dahinter und sollte man Anonymous ernst nehmen?

Während der jüngsten Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas gab es eine bemerkenswerte Zunahme von Cyberangriffen auf digitale israelische Plattformen. Viele dieser Cyberattacken werden als Propagandaakte wahrgenommen, wobei einige auf mögliche Verbindungen zum russischen Staat hinweisen. Dazu gehören insbesondere jene, die die Gruppe Anonymous Sudan verübt haben soll.

Anonymous Sudan attackiert Israel

Als Hamas-Raketen auf Israel niedergingen, zielten gleichzeitig Cyberangriffe auf wichtige israelische Apps wie Tzeva Adom und Red Alert ab. Diese Dienste warnen die israelische Bevölkerung vor bevorstehenden Raketenangriffen oder anderen Bedrohungen. Jede Störung dieser Dienste kann bei den Nutzerinnen und Nutzern Panik und Unsicherheit auslösen – und sie in ernste Gefahr bringen.

Die Gruppierung Anonymous Sudan, die einige dieser Angriffe für sich beansprucht hat, gehört zu den vielen hacktivistischen Gruppen, die nach Russlands Invasion in der Ukraine auftauchten. Ihre Aktionen sind bemerkenswert koordiniert und nutzen umfangreiche Infrastrukturen. Das wirft der Neuen Züricher Zeitung (NZZ) zufolge Zweifel daran auf, ob ihre Behauptungen, rein freiwillig getrieben zu sein, wirklich zutreffen.

Die meisten dieser Gruppen – auch die tatsächlichen Sub-Organisationen des Anonymous-Kollektivs – setzen auf eine relativ einfache, aber wirksame Strategie: den DDoS (Distributed Denial of Service)-Angriff. Mit dieser Methode überfluten sie Zielserver mit übermäßigen Anfragen, was diese vorübergehend zum Absturz bringt. Zu den prominenten Zielen gehörten dem Telegram-Kanal der Gruppe zufolge namhafte Medien wie die Jerusalem Post, die aufgrund dieser Cyberangriffe temporäre Ausfälle erlebten.

Anonymous Sudan ist eine religiös und politisch motivierte hacktivistische Gruppe aus Sudan, die seit Januar 2023 verschiedene westliche Länder ins Visier genommen hat. Ihre Angriffe erstreckten sich bislang auf Länder wie Schweden, Dänemark, Frankreich, Israel, Australien, Indien und die USA. Sie haben zuletzt mit anderen pro-russischen Gruppen, darunter Killnet, zusammengearbeitet. Wichtig zu beachten ist die Abgrenzung der Gruppe zum Anonymous-Kollektiv, dass sich mit seinen Grundsätzen für Freiheits- und Menschenrechte, die Unabhängigkeit des Internets sowie gegen den Rechtsextremismus verschrieben hat.

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Verbindungen nach Russland

Interessanterweise scheinen die Angriffe ebenso einen psychologischen wie einen technischen Beweggrund zu haben. Eine Webseite lahmzulegen und dies dann auf sozialen Plattformen zu zeigen, kann bei den Nutzerinnen und Nutzern Unruhe verbreiten. Es entsteht das Narrativ eines massiven, koordinierten digitalen Angriffs, auch wenn die tatsächliche Auswirkung nur vorübergehend ist.

Laut Cyberknow haben beeindruckende 58 Gruppen an diesem digitalen Konflikt teilgenommen. Die meisten richten ihre Bemühungen auf israelische Websites oder die von mit Israel verbündeten Nationen. Andererseits unterstützen einige Israel und greifen palästinensische digitale Plattformen an.

Besonders hervorzuheben ist die Beteiligung pro-russischer Gruppen, insbesondere Anonymous Sudan und Killnet. Ihre Angriffe, oft in Zusammenarbeit, stehen im Einklang mit russischen Interessen. Auch wenn direkte Beweise für eine Verbindung zu Geheimdiensten der Föderation fehlen, haben, so die NZZ, IT-Sicherheitsfirmen Spuren gefunden, die auf eine mögliche Verbindung zum russischen Staat hindeuten.

Quellen: Neue Züricher Zeitung; Telegram/Anonymous Sudan; Cyberknow

Seit dem 24. Februar 2022 herrscht Krieg in der Ukraine. Hier kannst du den Betroffenen helfen.

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