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Elektronischen Patientenakte: Davor warnen Experten jetzt

Die neuen elektronischen Patientenakten rufen zum Start einige Patientenschützer*innen auf den Plan. Sie fürchten um die Sicherheit der sensiblen Daten.

Person hält ein Handy in der Hand, wo ein Symbolbild der elektrischen Patientenakte darauf abgebildet ist.
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Tabu-Thema Psyche: Warum wir mehr auf unsere Seele achten sollten

Sind wir körperlich krank, gehen wir zum Arzt. Ist jedoch unsere Psyche instabil, tun wir uns weitaus schwerer, uns von einem Fachmann helfen zu lassen. Irgendwie ist das Thema tabuisiert und kompliziert. Dabei sollte uns eine gesunde Psyche genauso wichtig sein wie ein gesunder Körper.

Die Digitalisierung macht auch vor Arztpraxen und Krankenhäusern nicht halt. Mit der elektronischen Patientenakte, kurz ePA, sollen bald Gesundheitsdaten von 75 Millionen gesetzlich Versicherten zentral gespeichert werden. Was für viele nach Fortschritt klingt, sorgt bei Patientenschützer*innen jedoch für große Sorgen. Zum Start der ePA warnen sie jetzt vor Risiken.

Elektronische Patientenakte: Fortschritt mit Hürden

Ein zentraler Kritikpunkt: Versicherte können nicht selbst bestimmen, welche Daten von welcher Ärztin oder Arzt ausgelesen werden. „So kann auch ein Orthopäde sehen, dass der Patient in jahrelanger psychotherapeutischer Behandlung ist, selbst wenn der Patient diese Information nur für neurologische Fachärzte zur Verfügung stellen will“, erklärte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, gegenüber der Tagesschau.

Auch bei der Einsichtsdauer gibt es laut Patientenschützer*innen Probleme. Ärzt*innen, Therapeut*innen und Apotheken könnten ganze 90 Tage lang auf die elektronische Patientenakte zugreifen – und damit auf alle gespeicherten Informationen. Nur Rettungssanitäter*innen und Werksärzt*innen haben eine kürzere Einsicht von drei Tagen. „Die Gefahr ist groß, dass so die gesamte Gesundheitswirtschaft den kompletten Zugriff auf die eigenen Gesundheitsdaten erhält“, warnte Brysch.

Lesetipp: Elektronische Patientenakte: In diesem Fall solltest du widersprechen

Die einzige Wahl: Ganz oder gar nicht

Zudem gibt es nach Angaben der Deutschen Stiftung Patientenschutz keine Möglichkeit, einzelne Medikamente aus der elektronischen Patientenakte zu löschen. Zum Problem könne das werden, wenn bestimmte Medikamente Rückschlüsse auf sensible Diagnosen zulassen. Die Datenschützer*innen fordern deshalb, den bundesweiten Start zu verschieben. „Die Verantwortlichen haben es verpasst, leicht verständliche Differenzierungsmöglichkeiten der Daten zu etablieren“, sagt Brysch gegenüber der Süddeutschen Zeitung.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach sieht das anders. Er verteidigt das Projekt als einen großen Schritt in Richtung Digitalisierung. „Es haben nur etwa fünf Prozent der Nutzung widersprochen, seitens der Patienten“, sagte Lauterbach in Berlin laut der Tagesschau. Für ihn ist die elektronische Patientenakte ein Fortschritt, der Patienten mehr Überblick und Kontrolle verschaffen soll.

Quellen: Tagesschau, Süddeutsche Zeitung

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