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Netflix will die Konkurrenz nachmachen und eigene Versionen von „Star Wars“ und „Harry Potter“ herausbringen

Bei Netflix hat man viel vor, um dem Trend der schwindenden Nutzerzahlen entgegenzuwirken. Dazu gehört auch eine neue Strategie, die man sich direkt von der großen Disney-Konkurrenz abschaut.

Logos von Netflix und Disney+.
Netflix und Disney Plus sind zwei der größten Streaming-Dienste weltweit. © imago images / ZUMA Wire

Erst vor kurzem hat Netflix bekannt gegeben, dass man im zweiten Quartal 2022 etwa 900.000 Abos verloren hat, nachdem es im ersten Quartal bereits 200.000 waren. Da man einen weitaus größeren Verlust prognostiziert hatte, scheint das zunächst eine positive Nachricht zu sein. Doch der einstige Vorzeige-Streaming-Dienst strauchelt und muss sich jetzt dringend etwas einfallen lassen, um die Führung auf dem internationalen Markt aufrechtzuerhalten. Nun will man neue Titel zu umfassend großen Marken aufbauen – ganz so wie bei Disney.

Netflix will neue Marken aufbauen

Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters hat der Vize-Präsident von Netflix Matthew Thunell klargemacht, dass man eine „eigene Version von ‚Star Wars‘ oder ‚Harry Potter‘“ erschaffen möchte. Solche Marken lassen sich natürlich nicht über Nacht aufbauen.

Insgesamt soll es darum gehen, noch mehr aus jetzt schon bekannten und auch zukünftigen Titeln zu holen. Dies soll mit Hilfe von Fortsetzungen, Ablegern, Adaptionen in anderen Formaten und Medien, Fan-Artikel und weiteren Möglichkeiten der Ausweitung geschehen.

„Stranger Things“ als hauseigenes Vorbild

Bei Netflix selbst gilt vor allem „Stranger Things“ als ein großer Wegbereiter für die neue Strategie. Die erst vor kurzem erschienene vierte und vorletzte Staffel hat neue Rekorde erzielt und schon jetzt ist eine Ablegerserie geplant. Zudem gibt es viele Merchandise-Artikel zum Hit. Und selbst von einem „Stranger Things“-Vergnügungspark ist die Rede.

Die Serie allein soll das Potenzial haben, ab 2025 jährlich eine Milliarde US-Dollar Umsatz mit Produktverkäufen und anderen zusätzlichen Einnahmequellen zu generieren. Netflix könnte sich alleine dadurch 50 bis 75 Millionen US-Dollar durch die Verkaufsbeteiligungen in die eigenen Taschen stecken.

  • Übrigens: Netflix führt jetzt Kosten für geteilte Konten ein. Das hat auch einen ganz bestimmten Grund.

Weitere Serien-Universen bereits geplant

Netflix-Insidern zufolge plane man bereits, weiteren Titeln die „Stranger-Things-Behandlung“ zu verpassen: Die spanische Serie „Haus des Geldes“ hat ein südkoreanisches Remake erhalten und soll ein Spin-off bekommen. Zu „Bridgerton“ ist zusätzlich zu weiteren Staffeln auch eine Vorgeschichte in Arbeit.

Auch zu „The Witcher“ gibt es bereits einen Animationsfilm und auch diese Serie soll ebenfalls eine Vorgeschichte erhalten. Die meistgesehene Netflix-Serie „Squid Game“ wird sogar ganz real. Zu den zukünftigen Projekten mit Franchise-Potenzial gehören unter anderem neue Adaptionen der Manga-Reihe „One Piece“ und der Trickfilmserie „Avatar: Der Herr der Elemente“.

Auch große Filmreihen im Anmarsch

Aber nicht nur Serien sollen zu großen Erzähluniversen ausgebaut werden. Auch in der Filmfront will man ähnlich verfahren: Zum Beispiel sind jeweils „Extraction 2“ und „The Old Guard 2“ bereits in Produktion. Dieser Tage erscheint außerdem mit „The Gray Man“ der teuerste Netflix-Film aller Zeiten – auch bei dem schielt man schon in die Zukunft.

Ein weiterer Aspekt in diesem Plan ist die zusätzliche Suche nach neuen verwertbaren Stoffen und deren Vermarktung. Denn anders als zuvor möchte man bei Netflix nicht mehr darauf warten, dass von außerhalb neue Inhalte an den Dienst herangetragen werden. So sollen Mitarbeitende Bücher für Umsetzungen finden. Konsumprodukte für Fans sollen ebenfalls eine größere Roll spielen.

Kann der Plan funktionieren?

Ob der Aufbau und Erhalt neuer Marken gelingen kann, muss sich aber erst noch zeigen. Die Superheldenserie „Jupiter’s Legacy“ nach Vorlage des gleichnamigen Comics von Mark Millar, wurde nach nur einer Staffel abgesetzt. Dabei plant man noch immer mit weiteren Titeln innerhalb der sogenannten „Millarworld“.

Julia Alexander von Parrot Analytics, einer Firma für Unterhaltungsforschung, kommentiert die Bestrebungen von Netflix skeptisch: „Haben wir in die Netflix-Maschinerie dasselbe Vertrauen wie in die von Disney? Nein, aber das liegt zum Teil daran, dass Disney Jahre damit zugebracht hat, zu bestimmen, wie diese Maschinerie überhaupt aussieht.“ Trotz all der Dominanz im Streaming-Sektor sei Netflix noch recht neu, wenn es um den Aufbau großer Marken geht.

Quelle: Reuters

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