Von wegen Hai, Schlange oder Spinne, ein ganz anderes und deutlich kleineres Lebewesen gilt seit langem als das todbringendste Tier weltweit. Selbst den Menschen soll es übertreffen, wenn es um die Zahl der jährlichen Todesopfer geht. Die Rede ist von der Tigermücke. Ihre zunehmende Aktivität in Deutschland in diesem Jahr ruft Expert*innen auf den Plan.
Wie gefährlich ist die Tigermücke?
Bei der Asiatischen Tigermücke, oder auch Tigermoskito, handelt es sich um eine ursprünglich in Südostasien beheimatete Art. Nach Europa eingeschleppt wurde sie vermutlich bereits vor 30 Jahren auf dem Seeweg. Inzwischen taucht die Tigermücke aber auch in Deutschland immer häufiger auf und gilt schon seit einiger Zeit als potenzielle Bedrohung. So wurden erst im vergangenen Jahr Tiere in einer Kleingartenanlage in Berlin entdeckt.
Was sie so gefährlich macht, ist „ihre Kompetenz, Erreger aus anderen Ländern aufzunehmen“, wie die Insektenforscherin Dr. Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg in einem Interview auf radioeins erklärte. Da die Mücke mit vielen verschiedenen Patogenen kompatibel ist, können sich diese in ihr entwickeln und schließlich übertragen werden.
Mehr als 20 Viren könne die Tigermücke auf diese Weise verbreiten, sagt Werner. Darunter befinden sich laut Umweltbundesamt zum Beispiel die folgende Krankheiten, die für den Menschen tödlich enden können:
- Chikungunya-Virus
- Dengue-Virus
- Gelbfieber-Virus
- West-Nil-Virus
Wie erkenne ich die Tigermücke?
Laut Werner ist die Tigermücke auf den ersten Blick und mit bloßem Auge kaum von einer gewöhnlichen Mücke zu unterscheiden. Zumindest lasse sich ihr typisches Muster beziehungsweise ihre Farbe nicht so schnell erkennen.
Zu ihren wichtigsten optischen Merkmalen zählt dabei zunächst ihre Größe. So sind die Tiere in jedem Fall kleiner als eine 1-Cent-Münze. Dazu zeigen sie eine schwarze, nicht bräunliche Färbung und besitzen weiße Streifen auf Körper und Beinen. Das letzte Glied ihrer Hinterbeine ist immer weiß gefärbt.
Übrigens: In der Regel bewegen sich Tigermücken in einem Umkreis von 200 Metern um ihre Brutstätte herum. Dass sie sich in Deutschland überhaupt ausbreiten kann, ist oft uns Menschen selbst geschuldet.
Wir verschleppen die Tiere zum Beispiel durch den Kauf von Wasserpflanzen, in denen Tiere brüten. Oder auch durch das versehentliche Einsperren in Fahrzeuge, in denen sie dann als blinde Passagiere zu anderen Orten transportiert werden. Findet eine Tigermücke dort geeignete Bedingungen und entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten vor, kann sie sich etablieren.
„Das tödlichste Tier der Welt“: Auch Bill Gates warnte schon vor Mücken
In einem einem Blogeintrag aus dem Jahr 2014 und anlässlich zur damaligen „Mückenwoche“ zeigte der Microsoft-Gründer auf, was viele auch heute gar nicht wissen. Mücken wie die Tigermücke gelten als „das tödlichste Tier der Welt“. Laut Bill Gates‘ damaliger Auflistung, die sich auf Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezog, kommen jährlich mehr Menschen durch Mücken zu Tode als durch andere Menschen.
Liste der tödlichsten Tiere und Zahl ihrer jährlichen Todesopfer:
- Mücken: 725.000
- Mensch: 475.000
- Schlangen: 50.000
- Hunde (durch Tollwut): 25.000
- Tsetse-Fliege (durch die Schlafkrankheit): 10.000
- Mordwanze (durch die Chagas-Krankheit): 10.000
- Frischwasserschnecken (durch Schistosomiasis): 10.000
- Ascaris-Spulwurm: 2.500
- Bandwurm: 2.000
- Krokodile: 1.000
- Nilpferde: 500
- Elefanten: 100
- Löwen: 100
- Wölfe: 10
- Haie: 10
Auch wenn die Daten bereits mehrere Jahre alt sind, hat sich an der Verteilung kaum etwas geändert. Laut statista fielen Mücken beispielsweise im Jahr 2018 rund 750.000 Menschen zum Opfer. Durch andere Menschen starben im selben Jahr etwa 437.000 Personen.
Was ist, wenn man von einer Tigermücke gestochen wurde?
Hat dich eines der Tiere erwischt, gilt zunächst, was bei allen Mückenstiche zu beachten ist: nicht kratzen und am besten kühlen. Dadurch verbreitet sich nämlich erstens das Sekret der Mücke weiter und es juckt noch mehr. Außerdem können auf diesem Wege Krankheitserreger in die Haut eindringen. Du kannst ein Pflaster auf die Stelle kleben, um dich vom Kratzen abzuhalten.
Sollte der Stich nach zwei bis drei Tagen aber nicht abgeschwollen, sondern sehr groß geworden sein und sich heiß anfühlen, kann das auf eine allergische Reaktion oder auch auf eine Infektion hindeuten. Kommen andere Symptome wie Fieber dazu, konsultiere einen Arzt.
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Quellen: radioeins, gatesnotes, statista, eigene Recherche
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