Die Parker Solarsonde der NASA hat einen neuen Meilenstein erreicht: Sie hat die bisher detailreichsten und nächsten Aufnahmen der Sonne gemacht – aus rund 6,1 Millionen Kilometern Entfernung. Dabei konnte sie die äußere Atmosphäre, die sogenannte Korona, sowie den Sonnenwind aus einer Perspektive einfangen, die es so noch nie gab. Die Bilder liefern einzigartige Einblicke in die Vorgänge auf und rund um unseren nächstgelegenen Stern.
Sonne aus nächster Nähe gefilmt
Das Kamerasystem der Sonde, genannt Wide-Field Imager for Solar Probe (WISPR), hat dabei nicht nur den Sonnenwind sichtbar gemacht, sondern auch das heliosphärische Stromblatt – eine Zone, in der sich das Magnetfeld der Sonne umkehrt. Besonders beeindruckend sind die Aufnahmen mehrerer zusammenstoßender koronaler Massenauswürfe (CMEs). Sie liefern wichtige Hinweise darauf, wie solche Ereignisse entstehen und welche Auswirkungen sie auf das Weltraumwetter haben können.
Der Sonnenwind, ein Strom geladener Teilchen, rauscht mit mehr als 1,6 Millionen Kilometern pro Stunde durch das Sonnensystem. Wenn er auf die Erde trifft, kann er Polarlichter auslösen, aber auch Satelliten stören oder Stromnetze belasten. Dank der neuen Bilder können Forschende nun besser nachvollziehen, wie und wo genau dieser Wind entsteh.
„Wir sehen mit eigenen Augen, wo die Bedrohungen des Weltraumwetters für die Erde beginnen, und nicht nur mit Modellen“, betont Nicky Fox, stellvertretende Verwalterin des Science Mission Directorate in der NASA-Zentrale in Washington. „Diese neuen Daten werden uns helfen, unsere Weltraumwettervorhersagen erheblich zu verbessern, um die Sicherheit unserer Astronauten und den Schutz unserer Technologie hier auf der Erde und im gesamten Sonnensystem zu gewährleisten.“
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NASA veröffentlicht Aufnahmen
Die Sonde entdeckte außerdem sogenannte „Switchbacks“ – schnelle Richtungswechsel im Magnetfeld des Sonnenwinds. Diese treten viel häufiger auf, als bisher vermutet. Daten deuten darauf hin, dass sie ihren Ursprung in magnetischen Trichtern auf der Sonnenoberfläche haben. Das hilft dabei zu verstehen, wie es den Teilchen gelingt, dem starken Gravitationsfeld der Sonne zu entkommen.
Auch der langsamere Sonnenwind rückte in den Fokus. Die Sonde konnte zwei unterschiedliche Typen nachweisen, die sich in der Struktur ihrer Magnetfelder unterscheiden. Vermutlich entstehen sie an verschiedenen Orten auf der Sonne – entweder in großen Magnetbögen (Helmet-Streamern) oder in koronalen Löchern, also kühleren, dunkleren Bereichen der Korona. Diese Unterschiede sind entscheidend, weil auch der langsame Sonnenwind das Weltraumwetter beeinflussen kann.
Die Mission trägt den Namen von Eugene Parker, dem Physiker, der den Sonnenwind 1958 erstmals theoretisch beschrieb. Während frühere Sonden die Sonne nur aus sicherer Distanz beobachteten, fliegt die Parker Solar Probe direkt durch ihre äußere Atmosphäre. Der nächste enge Vorbeiflug ist für den 15. September 2025 geplant – und er dürfte weitere spannende Erkenntnisse über unseren nächsten Stern liefern.
Die Aufnahmen der Parker Solar Probe veröffentlichte die NASA mitunter in Form eines Videobeitrags auf YouTube:
Quelle: NASA; YouTube/NASA Goddard
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