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Studie warnt vor verbreitete Antibabypille – Tumor-Gefahr bei Langzeitnutzung

Neue Erkenntnisse aus Frankreich werfen ein kritisches Licht auf bestimmte hormonelle Verhütungsmittel.
Eine Studie legt nun einen möglichen Zusammenhang mit gutartigen Hirntumoren offen.

Frau hält Streifen mit Antibabypille
© methaphum - stock.adobe.com / Canva.com [M]

Pillenpause: Warum sie unnötig ist und nichts mit der Periode zu tun hat

Die meisten Frauen, die mit der Pille verhüten, machen am Ende ihres Blisters brav die siebentägige Pillenpause. Warum die Pillenpause gar nicht sinnvoll ist, wieso sie nichts mit der Periode zu tun hat und welche Folgen es hat, die Pille durchzunehmen.

Eine große französische Studie zeigt, dass die langfristige Einnahme der reinen Gestagen-Pille Desogestrel mit einem erhöhten Risiko für ein intrakranielles Meningeom verbunden ist – ein meist gutartiger Hirntumor. Für die Untersuchung wurden Gesundheitsdaten von über 92.000 Frauen ausgewertet. Besonders bei einer Einnahmedauer von mehr als fünf Jahren stieg das Risiko für eine Operation wegen eines solchen Tumors deutlich an. Bei einer Einnahme unter einem Jahr oder wenn die Antibabypille seit über einem Jahr abgesetzt war, ließ sich kein erhöhtes Risiko feststellen.

Antibabypille: Absetzen hat wesentliche Vorteile

Je länger Desogestrel eingenommen wurde, desto stärker stieg das Risiko. Nach fünf bis sieben Jahren lag die Wahrscheinlichkeit etwa fünfzig Prozent höher als ohne Einnahme, bei einer Einnahme über sieben Jahre war sie mehr als doppelt so hoch. Die Tumoren traten vor allem bei Probandinnen über 45 Jahren auf und befanden sich häufig an der vorderen oder mittleren Schädelbasis. Laut Schätzung der Forschenden müsste eine Gruppe von 67.000 Personen Desogestrel einnehmen, damit eine Person operiert werden muss – bei über fünf Jahren Nutzung sinkt diese Zahl auf 17.000. Seine Studie veröffentlichte das Team im Fachjournal The BMJ.

Bei Levonorgestrel, einem anderen synthetischen Gestagen, das etwa in der „Pille danach“ oder der Minipille Anwendung findet, konnte kein erhöhtes Risiko festgestellt werden – weder bei alleiniger Anwendung noch in Kombination mit Östrogen. Das spricht dafür, dass Levonorgestrel eine sichere Alternative darstellt, auch bei längerer Anwendung. Viele der derzeit genutzten Verhütungsmethoden wie Intrauterinpessare (IUPs), gemeinhin bekannt als „Spirale“, oder Kombinationspillen enthalten diesen Wirkstoff.

Zusätzlich zeigte die Studie: Wenn zuvor bereits andere Gestagene mit bekanntem Risiko für Meningeome verwendet wurden, stieg das Risiko unter Desogestrel weiter an. Die betroffenen Tumoren wiesen typische Merkmale hormonbedingter Meningeome auf, traten öfter an mehreren Stellen gleichzeitig auf und zeigten eine deutliche Abhängigkeit von der Dauer der Einnahme. In vielen Fällen schrumpften die Tumoren oder stabilisierten sich nach dem Absetzen der Antibabypille, wodurch Operationen möglicherweise vermieden werden konnten.

„Es ist bereits allgemein bekannt, dass das Absetzen von Cyproteron, Nomegestrol, Chlormadinon, Promegeston, Medroxyprogesteron oder Medrogeston die Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs ausschließt“, kommentierte der nicht an der Studie beteiligte Neurochirurg Gilles Reuter die Ergebnisse. „Jetzt wissen wir, dass das Absetzen von Desogestrel auch unnötige, potenziell schädliche Behandlungen vermeiden kann.“

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Gestagen-Nutzung hinterfragen

Für Personen über 45 Jahre oder mit einer hormonellen Vorgeschichte ist daher besondere Vorsicht geboten. Das bedeutet nicht, dass jüngere Nutzerinnen sofort handeln müssen – Panik ist nicht angebracht. Vielmehr sollten Nutzerinnen der Antibabypille gemeinsam mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt prüfen, ob Desogestrel im individuellen Fall noch das passende Verhütungsmittel ist, vor allem bei geplanter langfristiger Anwendung.

Die Studie basiert auf umfassenden Daten und kontrollierte viele Einflussfaktoren wie Schwangerschaften, andere Medikamente oder bestehende Vorerkrankungen. Trotz einiger Einschränkungen – etwa fehlender Informationen zu nicht-erstatteten Medikamenten – sind die Ergebnisse klar. Sie legen nahe, dass die Langzeitanwendung bestimmter Gestagene in der Verhütung, insbesondere im höheren Alter, sorgfältiger hinterfragt werden sollte.

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Quellen: „Oral contraceptives with progestogens desogestrel or levonorgestrel and risk of intracranial meningioma: national case-control study“ (The BMJ, 2025); The BMJ Group

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